Lufthansa-Chef: „Müssen die Emissionen auf null reduzieren“
„Wir sind uns alle einig, dass die Klimadiskussion richtig und notwendig ist“, sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Richtig sei, dass der Luftverkehr weltweit für 2,8 Prozent aller Emissionen verantwortlich sei. Und richtig sei auch, dass alle Beteiligten daran arbeiten müssten, dies auf null zu reduzieren. Doch der Weg dahin ist weit.
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Der derzeit wichtigste Hebel, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, seien moderne Jets. „Jedes neue Flugzeug, das wir in Dienst stellen, reduziert den CO2-Ausstoß pro Passagierkilometer um 25 Prozent“, sagt Lufthansa-CEO Carsten Spohr. „Wir haben 280 Flugzeuge bestellt.“ Das bedeute für die nächsten zehn Jahre alle zwei Wochen eine neue Maschine.
„Richtig ist aber auch, dass die Regulierung des europäischen Luftraums weitere zehn Prozent CO2-Ersparnis bringen könnte“, so Spohr. Denn der Flickenteppich an Flugüberwachung über Europa verursache unnötige Umwege und Verspätungen. „Diese Dinge werden aber kaum angegangen“, kritisiert Spohr.
Keine alternative Antriebsformen fürs Flugzeug
Langfristig glaubt der Lufthansa-Chef, dass nur synthetischer Treibstoff die Belastung der Umwelt durch den Luftverkehr reduzieren kann. Für Flugzeuge gebe es keine alternativen Antriebsformen, sagt Spohr. Elektroantrieb wie auf der Straße oder Schiene komme aus Gewichtsgründen nicht in Frage. Die Batterien seien einfach zu schwer. Für Spohr ist es heute nicht vorstellbar, „dass jemals ein Langstreckenflugzeug mit Elektroantrieb abheben könnte“.
Einige Airlines haben erste Versuche mit Biotreibstoff gestartet. Auch Lufthansa forscht hier mit. Doch Spohr ist von dieser Alternative nicht überzeugt. Um den Bedarf an Sprit aus Pflanzen zu decken, müsste man riesige Flächen dafür der Nahrungsmittelproduktion entziehen. Das sei unrealistisch und gesellschaftlich nicht umsetzbar, so Spohr. Luftverkehr sei eine sehr emotionale Branche. „Zu glauben, dass Luftverkehr ohne Sympathie in Deutschland florieren kann, ist eine Illusion.“
CO2-neutral mit synthetischem Kerosin
Der große Hoffnungsträger der Luftfahrt heißt „Power-to-Liquid“. Dabei wird Wasser und CO2 aus der Luft mit Hilfe von Sonnen- oder Windenergie in Kraftstoffe umgewandelt. „Die Technologie ist seit vielen Jahren vorhanden“, sagt Spohr. Damit kann Treibstoff CO2-neutral hergestellt werden. Allerdings ist dies derzeit noch sehr teuer, insbesondere das nötige CO2 der Umwelt zu entziehen, das hinterher wieder freigesetzt wird.
Damit der synthetische Sprit schnell effektiver und günstiger hergestellt werden könne, fordern Spohr und der Bundesverband der Deutschland Luftverkehrswirtschaft, dass die Luftverkehrssteuer künftig zweckgebunden in die Forschung gesteckt wird. Frankreich werde gerade für eine CO2-Abgabe beklatscht, sagt Spohr. Doch die sei nur ein Viertel der deutschen Luftverkehrssteuer. „Wir haben schon eine CO2-Abgabe in Deutschland, nur dass wir es erlaubt haben, sie Luftverkehrssteuer zu nennen.“ Und anders als in Deutschland sei die CO2-Abgabe zweckgebunden.
Lufthansa-Passagiere können durch eine neuartige Kompensationsplattform jetzt schon mit weitgehend CO2-neutralem Kerosin fliegen. Das funktioniert so: „Compensaid“ – so heißt die Plattform – berechnet für den eigenen Platz im Flugzeug die Preisdifferenz zwischen synthetischem und fossilem Kerosin. Die Passagiere können nun den Aufpreis für den CO2-neutralen Treibstoff übernehmen. Das im Zuge des Kompensationsprozesses eingekaufte saubere Kerosin kommt dann innerhalb von sechs Monaten bei Lufthansa zum Einsatz.
Lieber heute als morgen Kurzstrecken aufgeben
Den ICE sieht Spohr nicht als Konkurrenz, im Gegenteil. „Es geht nicht um den Wettkampf mit der Bahn auf der Strecke Berlin – Nürnberg, die wir gerne aufgegeben haben oder Nürnberg – München, die wir gerne aufgeben würden, wenn denn der Zug am Flughafen halten würde.“ Doch niemand in diesen Flugzeugen wolle nach München. Das seien alles Umsteiger, die via München in die Welt starten. Für den Hüpfer bekomme Lufthansa auch nicht mehr Geld. Das Ticket von Nürnberg nach Peking koste genauso viel wie von München aus. Daher liege es im ureigenen Interesse der Lufthansa, solche Strecken zu streichen.