Lufthansa behält Techniksparte für sich
Anders als geplant, verzichtet der Lufthansa-Konzern auf den Einstieg eines externen Investors bei Lufthansa Technik. Für die Sparte wittert er angesichts anhaltender Probleme bei Boeing und Airbus, insbesondere bei Triebwerken, gute Geschäfte. Auf der Agenda steht nun unter anderem ein weiteres Werk in Europa.
Während der Corona-Pandemie hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr immer wieder betont, der Konzern werde sich künftig auf das Kerngeschäft konzentrieren und das Engagement in Randbereichen reduzieren. So verkaufte das Unternehmen etwa den Finanzdienstleister Airplus und die Cateringsparte LSG Sky Chefs. Auch der Einstieg eines Investors bei Lufthansa Technik gehörte zur Agenda; nicht zuletzt, um mit dem eingenommenen Geld Investitionen in die Flotte und Zukunftstechnologien zu erleichtern. Doch damit ist nun Schluss: "Pläne, einen weiteren Gesellschafter an Lufthansa Technik zu beteiligen, werden nicht weiterverfolgt", teilt Lufthansa nüchtern mit.
Nachfrage nach Reparatur und Wartung steigt
Dafür hat der LH-Konzern gute Gründe. Insbesondere im Triebwerksbereich erwarte man "eine dauerhaft erhöhte Nachfrage nach Reparatur- und Überholungsleistungen", heißt es. Neben der steigenden Zahl älterer Triebwerke im globalen Flugbetrieb trage dazu die höhere Wartungsintensität neu entwickelter Triebwerke bei. Angesichts der anhaltenden Herstellerprobleme – insbesondere bei Triebwerken – sei der strategische Wert unserer Lufthansa Technik als integraler Teil der Lufthansa Group in den vergangenen Monaten nochmals deutlich gestiegen, sagt Detlef Kayser, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Lufthansa Technik.
Lufthansa will kräftig investieren
Für die kommenden Jahre seien "umfassende Investitionen in den Ausbau des Kerngeschäfts, die Erweiterung von Standorten und der internationalen Präsenz, potenziell auch durch Zukäufe, sowie den Ausbau digitaler Geschäftsmodelle" geplant, stellt Lufthansa fest. Das Volumen der Geschäftspartner ist ohnehin erheblich: 2022 erwirtschaftete Lufthansa Technik nach Unternehmensangaben mit weltweit rund 22.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 5,6 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr peilt man erstmals nach der Corona-Krise wieder einen Umsatz von mehr als sechs Milliarden Euro an. 2023 erreicht Lufthansa Technik voraussichtlich das zweite Rekordjahr in Folge.
"Zukäufe möglich"
Überproportionaler Wachstumstreiber werde das Geschäft mit der technischen Betreuung von Triebwerken und von Flugzeugkomponenten sein, ist der Konzern überzeugt. Bei der Reparatur und Instandhaltung von Triebwerken werde Lufthansa Technik von der Einführung neuer Generationen von Antriebstechnologien und neuen mobilen Service-Angeboten profitieren. Neben der Erweiterung und Modernisierung verschiedener Standorte auf der ganzen Welt sei auch der zügige Aufbau eines weiteren europäischen Werks geplant, um der erwarteten hohen Nachfrage nachkommen zu können. Außerdem seien auch Zukäufe möglich, unterstreicht das Unternehmen die strategische Kehrtwende.
Christian Schmicke