Luftfahrt sucht nach Lehren aus Streik der Sicherheitskräfte
Mit ganztägigen Warnstreiks haben die privaten Sicherheitskräfte an den Flughäfen am Dienstag erneut einen Teil des Luftverkehrs in Deutschland lahmgelegt. Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) fordert nun vom Staat, eine "Neuordnung der Sicherheitskontrollen" zu prüfen.
Hunderte Flugausfälle, genervte Passagiere und die Branche schäumt vor Wut: Aus dem Blickwinkel der Gewerkschaft Verdi, die die Streiks organisierte, dürfte der Ausstand am Freitag erneut als Erfolg verbucht werden. In Hamburg und Hannover wurden alle Abflüge gestrichen, in Berlin, Stuttgart und Düsseldorf war der Betrieb ebenfalls stark eingeschränkt. Weil auch in Leipzig gestreikt wurde, betrafen die Arbeitsniederlegungen insgesamt neun Flughäfen.
Allein am Frankfurter Flughafen wurden 118 von 790 geplanten Flügen komplett abgesagt. Zusteigen konnte dort niemand, Umsteiger wurden indes abgefertigt. Einfliegende Passagiere konnten an allen Airports ihre Reise wie gewohnt abschließen, weil sie nach der Landung nicht mehr von den Sicherheitsdienstleistern überprüft werden müssen.
Outsourcing ist offenbar zum Problem geworden
Außer in Bayern werden die Kontrollen der Fracht, der Passagiere und des Personals an Flughäfen von privaten Dienstleistern durchgeführt, die von der Bundespolizei mit dieser hoheitlichen Aufgabe beauftragt werden. Dieses Outsourcing entpuppt sich nun aus der Sicht der Industrie als Problem. Flughäfen und Airlines seien zwar gar nicht Teil des Konfliktes, sie würden aber am stärksten davon getroffen, heißt es in einer Mitteilung des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Mit der "unverhältnismäßigen flächendeckenden Lahmlegung des Luftverkehrs" verlasse Verdi "die Grundlage einer verantwortungsvollen Tarif- und Arbeitskampfpolitik", poltert BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow.
Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) wirft der Gewerkschaft Verdi vor, sie nehme die Reisenden im Luftverkehr "in Geiselhaft", um ihre Forderungen durchzusetzen. Die bestehende Organisationsstruktur mache "alle Beteiligten, den Bund als Auftraggeber wie auch die Passagiere, die ohne Kontrollen ihren Flug nicht antreten können, erpressbar", sagt Geschäftsführer Michael Engel. Sie habe in den letzten zehn Jahren dazu geführt, "dass sich die Kosten für diese Kontrollen in Deutschland verdoppelt haben", so Engel weiter. Damit hätte sich die Strategie, die gemeinhin mit dem Outsourcing hoheitlicher Aufgaben einhergeht, konterkariert. Denn in der Regel ist dabei die Absicht, Kosten zu reduzieren und den Personalbedarf flexibel regeln zu können.
Weitere Verhandlungen am Donnerstag
Verdi will in den Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen eine Erhöhung des Stundenlohns um mindestens einen Euro durchsetzen. Außerdem stehen regionale Angleichungen und vereinheitlichte Tarifgruppen im Forderungskatalog. Dies könnte für einzelne Beschäftigte Lohnerhöhungen um bis zu 40 Prozent bedeuten, klagen die Arbeitgeber, die nach eigenem Bekunden bereits bis zu 22 Prozent angeboten haben. Nach vier erfolglosen Verhandlungsrunden wollen die Tarifpartner am Donnerstag erneut verhandeln.