Händeschütteln ist im Reisebüro jetzt out
56 Prozent der Teilnehmer an einer Umfrage für Counter vor9 schütteln ihren Kunden wegen der Corona-Infektionswelle derzeit nicht mehr die Hand. Zwei Drittel der Reisebüros achten aktuell verstärkt auf regelmäßiges Händewaschen und weitere Hygienemaßnahmen. 40 Prozent behandeln ihre Kunden genauso wie immer.
"Wir haben eine Station für Händedesinfektion im Eingangsbereich aufgestellt, mit einem entsprechenden Hinweisschild. Zudem werden die Kunden bei Betreten des Büros auf die Desinfektion hingewiesen", schreibt die Geschäftsführerin eines Reisebüros in einem Kommentar zur Umfrage, an der sich insgesamt rund 400 Reiseverkäufer beteiligten. Andere Verkaufsprofis verweisen darauf, dass der Verzicht aufs Händeschütteln und häufiges Händewaschen zur Verringerung eines Infektionsrisikos auch bei früheren Grippe- oder Erkältungswellen schon Standard gewesen sei.
Die Vorschrift "Küssen und Händeschütteln verboten" gilt derzeit bei 22 Prozent der Umfrageteilnehmer. Ebensoviele ermahnen erkältete Mitarbeiter oder Kollegen, zu Hause zu bleiben. Ein Drittel der Befragten behandelt die Kontaktpunkte nach Kundenkontakt mit Desinfektionsmitteln.
Mehr Angst vor Quarantäne als vor Infektionen?
Zahlreiche Reiseprofis weisen in Kommentaren darauf hin, dass der Umgang mit dem Auftreten des Coronavirus für sie ein Balanceakt sei. Einerseits wollen sie Ängste und Panik bei ihren Kunden nicht schüren. Andererseits liegt ihnen die Vermeidung unnötiger Risiken am Herz. Viele Kunden seien angesichts der Meldungen über ein Kreuzfahrtschiff und ein Hotel unter Quarantäne sowie die Abweisung von Kreuzfahrtschiffen in mehreren Häfen ohnehin verunsichert, berichten Umfrageteilnehmer: "Die Kunden haben auch keine Angst vor einer Ansteckung; sie haben Angst in irgendeinem Hotel in Quarantäne zu sitzen. Das verhindert die Neubuchungen!", schreibt eine Büroleiterin, die ansonsten versichert, sie verhalte sich gegenüber ihren Kunden wie immer.
Die Verunsicherung trifft die Reisebüros nach einem Jahresbeginn, den manche Umfrageteilnehmer als gut, andere dagegen als durchwachsen beschreiben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt geben 30 Prozent der Befragten den Buchungsstand als etwas schwächer als im Vorjahr und 32 Prozent als deutlich schwächer als im Vorjahr an. Übereinstimmend berichten zahlreiche Reiseprofis, dass die Nachfrage in den vergangenen zwei Wochen, nach dem Bekanntwerden von Coronainfektionen in Europa, deutlich zurückgegangen sei.
Christian Schmicke