Großaktionär macht bei Lufthansa Druck
Klaus-Michael Kühne (Foto), Logistikunternehmer, Multimilliardär und Lufthansa-Aktionär, rechnet im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) mit der Airline ab. Sie habe sich "total verzettelt mit wahnsinnig vielen Nebenprodukten und Airlines unter ganz verschiedenen Namen", sagt er. Das finde er "nicht gut".
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Die Strategie der Lufthansa sei "angreifbar", so Kühne, der knapp 20 Prozent an Lufthansa hält, der FAS. Er sei ein Freund von "einfachen und übersichtlichen" Strukturen. Bei einer überzeugenderen Geschäftspolitik wäre der Aktienkurs höher, sagt Kühne. Der liegt derzeit bei gut 6,30 Euro. Im Jahr 2017 lag er zwischenzeitlich bei 22 Euro.
"Bisher machen wir keinen Druck", erklärt Kühne weiter. Aber man werde in Kürze "mit den Vorsitzenden des Aufsichtsrats und des Vorstands sprechen. Man legt Wert auf den Dialog mit uns, aber bisher hat man die Geschäftspolitik nicht geändert". Je nachdem, wie es dann weitergehe, müsse er sich "stärker artikulieren". Aber er wolle "auch keinen Fehler machen und nicht unnötig Streit vom Zaun brechen".
Kernmarke vernachlässigt
Kühne kritisiert scharf, dass Lufthansa die Kernmarke vernachlässigt habe. Diese könne mit Emirates und andern Golfstaaten-Carriern nicht mehr mithalten: "Man will das höchste Niveau nicht erreichen, weil das wohl nicht wirtschaftlich wäre", vermutet er. Auch bei der Tochter Swiss seien "Komfort und der Standard" gesunken, sagt der Unternehmer, dessen Vermögen auf rund 35 Milliarden Euro geschätzt wird. Am meisten störe ihn, dass Swiss oft keine eigenen Maschinen einsetze, sondern mit Air Baltic fliege. "Die haben zwar moderne Flugzeuge, aber das ist ein ganz anderes Produkt", so Kühne. Auch auf Flieger von Helvetic Airways greife Swiss zurück. Das seien "sehr enge Flugzeuge". Er habe damit mehrfach nach Hamburg fliegen müssen. "Das war sehr mühsam", resümiert er.
Der Anteil von knapp 20 Prozent genüge ihm im Moment, erklärt Kühne auf die Frage, ob er seine Beteiligung bei Lufthansa ausbauen wolle. Damit kratze man an der Hauptversammlungsmehrheit, weil nur rund 40 Prozent der Aktionäre zur Hauptversammlung kämen. Über einen Hebel, um die Firmenpolitik zu beeinflussen, verfügt der Unternehmenslenker also. Er bekräftigt: "Wir wollen keinen Streit. Aber wenn es hart auf hart kommt, könnten wir darüber nachdenken, diesen Hebel zu nutzen."
Christian Schmicke