Flex-Tarife könnten als Stornokostenbremse wichtiger werden
Wenn Reisewarnungen künftig nicht mehr automatisch kostenlose Stornierungen nach sich ziehen, würden Flex-Tarife zur Absicherung der Kunden gegen Stornokosten an Bedeutung gewinnen, glaubt die Mehrheit der Teilnehmer an einer Reise vor9-Umfrage. Die Wertschätzung gegenüber Pauschalreisen könnte unter einer geänderten Rechtsprechung allerdings leiden.
Die im Zuge der Coronapandemie von vielen Veranstaltern angebotenen flexiblen Tarife gewähren Kunden bei Pauschalreisen in der Regel eine Rücktrittsoption bis 14 Tage vor der geplanten Abreise. Bei den meisten Anbietern sind sie aufpreispflichtig; in der Regel wird die Gebühr für die Gewährung der Flex-Option in Falle einer Stornierung durch die Kunden von den Anbietern einbehalten. Bei einzelnen Anbietern, wie zum Beispiel Alltours, gibt es die verlängerte kostenlose Stornomöglichkeit ohne Aufpreis, andere bieten sie im Zuge von Sonderaktionen zeitweise kostenlos an.
Ursprünglich entwickelt, um Kunden im Zuge der Unsicherheiten um die Bereisbarkeit von Urlaubszielen überhaupt zu Buchungen zu bewegen, deutete sich nach einiger Zeit an, dass die Flex-Tarife auch künftig nicht einfach von der Bildfläche verschwinden werden. Flexible Buchungskonditionen gewinnen an Bedeutung, so die einhellige Einschätzung vieler Experten. Dieser Trend könnte sich noch verstärken, wenn künftig eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes nicht mehr automatisch die Möglichkeit kostenloser Stornierungen für die Kunden mit sich bringt. Die Debatte darum war nach der jüngsten Einstufung Spaniens als Hochrisikogebiet entbrannt.
Sorge um Wertverlust der Pauschalreise
52 Prozent der rund 650 Touristiker, die an der Umfrage von Reise vor9 zu einer möglichen Änderung der Regelung von Stornokosten bei Reisewarnungen teilnahmen, gehen davon aus, dass diese Flex-Tarife zum Mittel der Wahl werden würde, um hohe Stornokosten zu vermeiden. Bei den Reisebüros fällt die Zustimmung zu dieser Annahme mit 54 Prozent größer aus als bei den Vertretern von Veranstaltern, von denen 47 Prozent zustimmen.
Zugleich befürchten 53 Prozent der befragten Reisebüros, dass Pauschalreisen im Falle einer Änderung der bisherigen Stornokosten-Praxis in den Augen der Kunden an Wert verlieren würden. Von den Veranstaltern glauben das nur 33 Prozent der Umfrageteilnehmer. 42 Prozent der Reisebüroprofis vermuten zudem, dass das Vertrauen der Kundschaft in Reisebüros und Veranstalter unter einem solchen Schritt leiden würde. Aus der Veranstalter-Ecke teilen nur 23 Prozent der Befragten diese Einschätzung.
52 Prozent der Mitarbeiter von Veranstaltern rechnen damit, dass unter den Anbietern ein Wettbewerb um die besten Stornokonditionen ausbrechen würde, wenn die gängige Praxis bei Reisewarnungen geändert wurde. Bei den Reisebüros ist der Anteil derer, die davon ausgehen, mit 37 Prozent deutlich geringer.
Christian Schmicke