Fit Reisen sorgt mit Impfurlaub für Aufregung
Im Rahmen drei- bis vierwöchiger Erholungs- und Gesundheitsurlaube sollen Reisende die Möglichkeit erhalten, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Obwohl bislang noch kein konkretes Angebot und keine Buchungsmöglichkeit dafür existiert, sorgt die Idee bereits für heftige Diskussionen.
"In wenigen Wochen werden erste Länder wie Israel und die Arabischen Emirate ihre Bevölkerung weitestgehend geimpft haben. Da sie deutlich mehr Impfstoff bestellt haben, als sie für die eigene Bevölkerung benötigen, die Impfdosen jedoch nicht in andere Länder exportiert werden dürfen, möchten sie Personen aus anderen Ländern im eigenen Land helfen." So umschreibt der Veranstalter für Gesundheitsurlaub die Grundlage für seinen Vorstoß. Interessierte können sich bei dem Anbieter schon mal unverbindlich anmelden.
Die als Impfreisen etikettierten Angebote, die er deshalb lancieren will seien drei- bis vierwöchiger Erholungs- und Gesundheitsurlaube, bei der Reisende "die Möglichkeit bekommen, sich im Rahmen von separaten Arztterminen gegen das Coronavirus impfen zu lassen". Voraussetzung für solche Angebote sei, dass eine solche Impfreise "auch behördlich gewünscht und genehmigt" werde, beteuert Fit Reisen und erklärt: "Unser Ziel ist es, dass möglichst bald, möglichst viele Personen geschützt sind und dies nicht zu Lasten anderer Personengruppen erfolgt."
Unethisches Geschäftsmodell?
Allerdings glaubt nicht jeder, dass sich durch Impftourismus tatsächlich Entspannung und Impfung verbinden lassen, ohne anderen zu schaden. So zitiert etwa der "WDR" den omnipräsenten SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach mit dem Statement, solche Reisen seien "sehr problematisch". Selbst wenn beispielsweise in Israel alle Einheimischen geimpft wären, dann müsste das zur Verfügung stehende Restmaterial an Impfstoff dort ausgegeben werden, wo es am nötigsten gebraucht werde und nicht bei denjenigen, die sich eine solche Reise leisten könnten, fordert er. Dass Reisebüros oder Veranstalter Touristen anlockten, indem man ihnen die Impfung verspreche, hält Lauterbach für ein "unethisches Geschäftsmodell".
Für 3.000 Euro schnell nach Serbien
In Deutschland ist Fit Reisen wohl der erste Reiseveranstalter, der voranprescht; im Nachbarland Österreich sorgt unterdessen der Vorstoß eines Verlegers für Aufsehen. Der Verleger von Werbebranchen-, Reise- und Lifestylemagazinen Christian Mucha plant unter dem Slogan "First come. First go. Freedom for you" Reisen zum Impfen ins europäische Ausland. Die günstigste Variante könnte etwa mit raschem Hin- und Rückflug nach Serbien führen und solle inklusive einer Impfung 3.000 Euro kosten, sagte Mucha dem "Standard“. Einen solchen Einmalimpfstoff bietet etwa die Pharmafirma Johnson & Johnson an, in der EU ist er noch nicht zugelassen. Mucha will aber auch chinesische oder russische Produkte nicht ausschließen.
6.000 bis 8.000 Euro müsse zahlen, wer sich mit einem „Zweimalvakzin“ impfen lassen wolle, berichtet der „Standard“ weiter. Ein Ziel dafür könne etwa Israel sein. Satte 25.000 Euro und mehr will der Verleger für Luxusreisen aufrufen. Dafür gibt es auch andernorts Ansätze. So soll etwa der britische Knightsbridge Circle seinen Mitgliedern Covid-Impfreisen in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Indien anbieten, meldet die österreichische Zeitung.
Israel sieht derzeit keine Kapazitäten für Touristen
Das Israelische Verkehrsbüro hat übrigens am Donnerstag "als Vertreter des Ministeriums für Tourismus des Staates Israel" ausdrücklich betont, dass es "keine Möglichkeiten für Touristen in Israel gibt, sich impfen zu lassen". Es würden keine Impfreisen angeboten. Impfungen erhielten ausschließlich die Einwohner Israels, teilt Ella Zack Solomon, Direktorin Staatliches Israelisches Verkehrsbüro für Deutschland, Österreich und der Schweiz, mit.