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22. Oktober 2023 | 22:42 Uhr
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Falkensteiner hat eine Million Übernachtungen fest im Blick

Erich Falkensteiner (Foto) im Interview. Ein Gespräch über die richtige Firmenkultur, seine Begeisterung für Start-ups, innovative Wege bei der Finanzierung durch Crowdinvesting, die magische Marke von einer Million Übernachtungen und das erste Falkensteiner-Hotel in Deutschland. 

Erich Falkensteiner treibt sein Unternehmen weiter unermüdlich an, auch wenn er offiziell primär im Aufsichtsrat sitzt

Herr Falkensteiner, Ihre Unternehmensgruppe umfasst inzwischen 2.000 Mitarbeiter mit einer Vielzahl von Geschäftsbereichen und einem Hotelumsatz von 250 Mio. Euro. Auch wenn sie einst als Familienbetrieb gestartet sind, kann man da heute noch von einem echten Familienunternehmen sprechen, wenn wir über Falkensteiner reden? 

Erich Falkensteiner: Absolut! Wir sind zu hundert Prozent ein Familienunternehmen, also mein Bruder, meine Wenigkeit und seit 30 Jahren unser Partner Otmar Michaeler. Natürlich sind wir nicht in allen Sparten operativ tätig, sondern sitzen meist im Aufsichtsrat. Dort herrscht aber ein sehr enger Kontakt zu den Geschäftsführungen und wir sind in alle Themen involviert und entscheiden meist auch gemeinsam.

Einverstanden, Ihr Unternehmen ist weiterhin mehrheitlich in Familienbesitz. Aber wie ist es um die Firmenkultur bestellt. Sind können ja nicht ständig vor Ort und immer und überall präsent sein.

Klar, manchmal ist das ein Balanceakt. Aber noch einmal, wir sind nach wie vor ein Familienunternehmen durch und durch. Das geht aber auch nur, weil unsere Unternehmenskultur auf einen Wertefundament aufbaut. Wir sind ehrlich, mutig, innovativ. Aber immer bodenständig. Und an dieser Stelle achte ich als Wächter dieser Werte darauf, dass wir alle in den Unternehmen dieses Versprechen auch wirklich leben und einhalten. Dieses Wertefundament ist dann die Basis für unsere Unternehmenskultur und das bedeutet dann, dass wir die Menschen mit dabei haben, die diese Kultur dann auch leben.

Sie tragen Verantwortung für die Bereiche Falkensteiner Hotels & Residences mit derzeit 27 Vier- und Fünf-Sterne-Hotels, 3 Appartement-Anlagen und einem Premium Campingplatz, für die FMTG Development, für die FMTG Services und ihre Reiseveranstalter Falk Travel und Travelleague, die FMTG Invest, dazu ihre Tourismusberatung Michaeler & Partner und nicht zuletzt Falkensteiner Ventures. Hand auf Herz, woher nehmen Sie diese Energie, dass Sie all das gemanagt bekommen?

Falkensteiner_Schlosshotel Velden_Foto Falkensteiner

Immer alles gemanagt zu bekommen, das ist wirklich das Schwierigste und wahrscheinlich werde ich dem auch nicht immer gerecht. Natürlich, wir sind ein gewachsenes Unternehmen mit klaren Strukturen und darin kann ich mich schon bewegen. Und in der Rückschau haben wir bestimmt das Meiste richtig gemacht. Alles ist aber auch nicht immer gut gegangen, das gehört dazu. Das mit der Energie war für mich hingegen noch nie ein Problem. Aber ich denke, dass ist auch ein bisschen Charaktersache.

Daher dann auch irgendwann die eigene Venture Sparte?

Nach zehn Jahren im Aufsichtsrat und der Entwicklung der Glamping- & Camping-Sparte, wollte ich tatsächlich noch einmal etwas ganz Neues machen. Ich habe über meine Kinder, die selbst Start-ups gegründet haben, Kontakt zu dieser neuen Welt erhalten und dadurch viele junge Menschen kennen gelernt. Ich hatte plötzlich zwanzig junge Leute um mich herum, die ständig über ihre Geschäftsideen und Start-ups gesprochen haben. Da dachte ich irgendwann: wow, es wäre doch eine coole Idee, eine Kombination aus Alter und Erfahrung und dieser Jugendlichkeit und Innovation herzustellen.

Bei der Idee ist es nicht geblieben…

Richtig, es ging dann sehr schnell. Zusammen mit dem ehemaligen Thomas Cook Manager Beat Blaser haben wir Falkensteiner Ventures gegründet, rund 1.500 Start-ups angeschaut und von 2022 bis heute haben wir in 24 Start-ups investiert. Eine faszinierende Welt, auch wenn nicht jede Beteiligung durchkommt. Eigentlich bräuchte ich all das nicht mehr. Aber irgendwie bin ich doch noch ein Getriebener, das gehört beim mir vielleicht zum Charakter.

Auch beim eher klassischen Hotel-Geschäft gehen Ihnen die Ideen nicht aus und ihr Hunger als Investor ist noch lange nicht gestillt. Am Gardasee lassen Sie gerade ein avantgardistisches 5 Sterne-Hotel und Appartements in Salò bauen, entworfen von Star-Architekt Matteo Thun. Das Investitionsvolumen soll bei 140 Millionen Euro liegen. Ist das nicht ganz schön weit weg von der einstigen Falkensteiner DNA?

Nein, das Projekt entspricht voll und ganz dem, was wir bisher auch gemacht habe, das ist absolut Falkensteiner. Von der Summe haben wir in Kroatien schon mal mehr investiert. Und das Hotel hat nur 100 Zimmer, ist überschaubar von der Größe her. Was sicherlich neu ist, ist das wir uns im Bereich der Konzeptionen und dem Betrieb unserer Hotels schon lange mit Nachhaltigkeit beschäftigen und jetzt im Falkensteiner Park Resort Lake Garda diesbezüglich neue Maßstäbe setzen werden. Der umgebende botanische Park wird beispielsweise von dem Landschaftsarchitekt João Nunes gestaltet. Das Hotel selbst entsteht auf dem Gelände einer ehemaligen Mineralwasserfabrik, nur wenige Schritte vom Ufer des Gardasees entfernt. Im Bereich Nachhaltigkeit wollen wir hier einen Benchmark für die Hotellerie setzen. "Green washing" ist nicht mein Ding. Wenn dann machen wir es richtig und dazu gehören dann auch entsprechende Investitionen.

Für dieses Jahr rechnen Sie mit 860.00 Übernachtungen in ihren Hotels. Wie lange dauert es noch bis zur Million?

Die werden wir denke ich im kommenden Jahr übertreffen.

Ihr Wachstum kommt auch deshalb so rasant voran, weil sie neuerdings statt auf klassische Bankkredite bei der Finanzierung auf Crowdinvesting durch Kleinanleger setzen und so schon 51 Millionen Euro einsammeln konnten. Ihre zweites Investmentprojekt in diesem Jahr ist gerade gestartet. Wie ist hier die Resonanz?

Sensationell. Wir haben innerhalb weniger Tage bereits Investitionszusagen in Höhe von 8 Millionen Euro erhalten und die Kampagne läuft noch bis Ende Oktober. Wir erhalten hier ganz viel Vertrauen von Kleinanlegern. Das ist ein enormer Vertrauensbeweis, aber eben auch eine enorme Verantwortung. Übrigens, rund 70 Prozent unserer Investoren entscheiden sich für die Auszahlung der Zinsen in Form von Hotel-Gutscheinen, wir erhalten durch dieses Modell also tatsächlich auch noch mehr und zusätzliche Übernachtungen für unsere Hotels.

Was hindert sie daran, auch in Deutschland endlich ein Falkensteiner-Hotel zu eröffnen?

Wir haben schon vor vier Jahren die Entscheidung getroffen, nach Deutschland zu gehen. Aber wir haben einfach noch nicht das richtige Hotel gefunden. Aber wir schauen uns gerade intensiv um. Sowohl im Bestand als auch in Form eines Neubaus. Falkensteiner gehört auch nach Deutschland.

 Pascal Brückmann

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