Fake-Bewertungen sind kein Schnee von gestern
Obwohl Bewertungsportale wie Holidaycheck seit langem und juristisch erfolgreich gegen sie vorgehen, treiben die Anbieter käuflicher Bewertungen ihr Spiel munter weiter. Mit Firmensitzen im Ausland und weiteren Kunstgriffen entziehen sie sich auch gültigen Gerichtsurteilen, wie eine aktuelle Recherche des BR zeigt.
Vor rund fünf Jahren geisterte der Fall von Fivestar Marketing, damals mit Sitz in Norddeutschland, erstmals in größerem Umfang durch die Medien. Die Agentur verkauft positive Bewertungen für Holidaycheck, Tripadvisor, Google & Co – bis heute.
Dabei dachte man 2019 eigentlich, das Thema sei erledigt. Holidaycheck klagte beim Landgericht München gegen die Fake-Bewertungen und bekam im November des Jahres Recht. Das Gericht untersagte den Verantwortlichen von Fivestar Marketing unter anderem, weiterhin Fake-Bewertungen für Holidaycheck zu verkaufen. Bei Zuwiderhandlungen drohen bis zu 250.000 Euro Strafe.
Noch am Tag der Urteilsverkündung bot die Agentur indes einen Preisnachlass von 25 Prozent für Holidaycheck-Bewertungen an. Ein Zeichen, dass sie keineswegs gewillt war, ihr Geschäft aufzugeben. Das Geschäft läuft trotz gerichtlichen Verbots bis heute weiter, hat ein Team des BR herausgefunden. Das Unternehmen verlegte den Firmensitz ins bulgarische Sofia, änderte das Impressum und setzte einen neuen Geschäftsführer ein. Auf diese Weise sei Fivestar „plötzlich eine neue rechtliche Person“, sagte Holidaycheck-Manager Georg Ziegler dem BR. Das erstrittene Urteil laufe daher ins Leere. Ziegler fordert deshalb, den Verkauf gefälschter Bewertungen strafrechtlich und nicht nur wettbewerbsrechtlich zu verfolgen.
Den Podcast des BR zu gefälschten Fünf-Sterne-Bewertungen finden Sie unter diesem Link