EU verhängt Sanktionen gegen größten TUI-Einzelaktionär
Wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine hat die EU Sanktionen gegen russische Oligarchen verhängt. Einer davon ist Alexey Mordaschov (Foto), dem rund 34 Prozent des TUI-Konzerns gehören. Nach Ansicht der EU profitiert er von seinen Verbindungen zu russischen Entscheidungsträgern und unterstützt die politischen Maßnahmen gegen die Ukraine.
Der Milliardär ist Chef und Haupteigentümer des russische Stahlkonzerns Severstal und an weiteren Unternehmen beteiligt. Als größter Einzelaktionär der TUI AG sitzt Mordaschov auch im Aufsichtsrat des deutschen Touristikkonzerns. Im vergangenen Jahr hatte der 56-Jährige Oligarch eine Kapitalerhöhung mitgetragen, um die TUI in der Corona-Krise zu stützen. Seitdem hält er 34 Prozent der Aktien.
Auf der Sanktionsliste der EU landete Mordaschov aber nicht wegen seines touristischen Investments, sondern wegen seiner unternehmerischen Aktivitäten in Russland und seiner Nähe zum Kreml. Im Amtsblatt begründet die EU ihren Schritt so:
"Alexey Mordaschov profitiert von seinen Verbindungen zu russischen Entscheidungsträgern. Er ist Vorsitzender des Unternehmens Servergroup. Sein Unternehmen ist Anteilseigner der Bank Rossiya, von der er 2017 etwa 5,4 % hielt, und die als persönliche Bank hochrangiger Beamter der Russischen Föderation gilt. Seit der rechtswidrigen Annexion der Krim hat die Bank Rossiya Zweigstellen auf der Krim und in Sevastopol eröffnet und so deren Eingliederung in die Russische Föderation verfestigt.
Außerdem hält die Severgroup große Anteile an der Nationalen Mediengruppe, die ihrerseits Fernsehsender kontrolliert, die aktiv die Politik der russischen Regierung zur Destabilisierung der Ukraine unterstützen. Die Severgroup ist zudem Eigentümer des Unternehmens JSC Power Machines, das für den Verkauf von vier Windturbinen an die besetzte Halbinsel Krim verantwortlich ist.
Daher ist er für die Unterstützung von Handlungen oder politischen Maßnahmen verantwortlich, die die territoriale Unversehrtheit, die Souveränität und die Unabhängigkeit der Ukraine untergraben. Darüber hinaus trägt er die Verantwortung für die Bereitstellung finanzieller und materieller Unterstützung und profitiert von russischen Entscheidungsträgern, die für die Annexion der Krim oder die Destabilisierung der Ukraine verantwortlich sind."
Für Mordaschov bedeuten die Sanktionen, dass seine Vermögenswerte eingefroren und seine Reisefreiheit in der EU eingeschränkt sind. In einer Stellungnahme hat sich Mordaschov gegenüber DPA geäußert. "Ich kann nicht verstehen, wie diese Sanktionen gegen mich zu der Beilegung des schrecklichen Konflikts in der Ukraine beitragen sollen." Er engagiere sich seit langem für die Entwicklung der wirtschaftlichen, kulturellen und humanitären Zusammenarbeit zwischen vielen europäischen Ländern. Er spricht von einer "Tragödie für zwei brüderliche Nationen", distanziert sich in seinem Statement aber nicht vom russischen Angriff auf die Ukraine.
TUI-Chef Fritz Joussen hat in einem Schreiben an die Mitarbeiter zum Krieg in der Ukraine Stellung bezogen und sich darin auch zu seinem größten Aktionär geäußert. "Herr Mordaschov ist seit rund 15 Jahren Aktionär der TUI und hält, seitdem er das Unternehmen in der Corona-Krise gestützt hat, etwa ein Drittel an unserem Unternehmen", so Joussen. Mordaschov sei auch Vertreter im Aufsichtsrat. "Unser Unternehmen wird allerdings wie jede deutsche Aktiengesellschaft vom Vorstand geführt und nicht von den Anteilseignern oder vom Aufsichtsrat." Damit gehe er davon aus, dass Sanktionen gegen Mordaschov für TUI "keine nachhaltig negativen Folgen haben werden".
Thomas Hartung