Die Zahl der Abu-Dhabi-Reisegäste soll verdoppelt werden
Die ersten eigenen Flüge von Etihad Holidays sind ab Leipzig, Nürnberg und Köln gestartet. Wir sprachen mit Lamia Azimi (Foto), die als Geschäftsführerin die Geschicke des neuen Veranstalters leitet. Warum es für Abu Dhabi eines eigenen Reiseveranstalters bedarf, wie der Start verlaufen ist und warum man auf Reisebüros setzt.
Etihad Holidays
Lamia Azimi leitet als Geschäftsführerin den jungen Reiseveranstalter Etihad Holidays
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Frau Azimi, warum braucht es eigentlich einen eigenen Veranstalter für das Reiseziel Abu Dhabi?
Lamia Azimi: Zunächst, unser Unternehmen Capital Holidays, mit Sitz in München, ist ein Tochterunternehmen von Tourism 365, das wiederum zur staatlichen Adnec Group in Abu Dhabi gehört. Wir wurden gegründet, weil sich unser Mutterunternehmen dazu entscheiden hat, in weiteren Geschäftsfeldern zu wachsen und das Tourismus-Cluster weiter auszubauen. In den Emiraten verfügt unsere Unternehmensgruppe schon über eine DMC und mit unserem Veranstalter soll dieser von den zusätzlichen Gästen profitieren.
Insgesamt sieben wöchentliche Flüge direkt nach Abu Dhabi von Nürnberg, Leipzig und Köln bieten sie bis zunächst Ende Mai an. Geflogen wird mit der tschechischen Smartwings. Reichen die Kapazitäten von Etihad Airways nicht aus?
Im Zuge der Pandemie musste Etihad die Deutschland-Frequenzen herunterfahren und diese Lücke füllen wir jetzt. Wir sind aber keine Konkurrenz zu den Etihad-Verbindungen, sondern eine Ergänzung. Für uns zählt am Ende, dass wieder mehr Gäste nach Abu Dhabi fliegen und dort ihren Urlaub verbringen.
Etihad Holidays
Wie ist es Ihnen eigentlich gelungen, dass sie den Namen Etihad in ihrem Markennamen nutzen dürfen?
Wie erwähnt, wir sind keine Konkurrenten, sondern Partner. Wir ergänzen Etihad Airways als Partner für den Pauschalreisebereich. Unser Auftrag ist, das Pauschalreisegeschäft für Etihad Airways Richtung Abu Dhabi anzutreiben. Den Namen haben wir im Rahmen einer Marken-Lizenzierung erhalten.
Gibt es mitunter nicht enttäusche Gesichter, wenn die Passagiere die Smartwings-Flieger betreten, da sie möglicherweise davon ausgegangen sind, dass sie mit Etihad fliegen?
Überhaupt nicht. Wir haben keinerlei solcher Beschwerden. Wir gehen aber auch im Rahmen der Buchung transparent damit um, dass mit Smartwings geflogen wird.
Der Flug bis nach Abu Dhabi dauert etwas länger als sechs Stunden. Ist die Verpflegung an Bord inkludiert?
Nein, das läuft über den Bordverkauf. Wir bieten aber natürlich vollwertige Mahlzeiten an. Und im Vorfeld können auf Wunsch hin beispielsweise XL-Sitze gebucht werden.
Wie ist der Start mit den ersten Flügen verlaufen?
Für die ersten Flugtage waren wir komplett ausverkauft. Die größte Nachfrage verzeichnen wir derzeit am Flughafen Nürnberg.
Was für ein touristisches Produkt bieten sie vor Ort an?
Wir haben ein großes Spektrum an Hotels im Angebot, von Budget bis Luxus ist alles dabei. Und natürlich alle Häuser, die schon im deutschen Markt beliebt und bekannt sind. In unseren maßgeschneiderten Angeboten sind die Verpflegung und ein Ausflugspaket meist inkludiert. Sehr beliebt sind auch unsere Kombi-Reisen mit den Stationen Abu Dhabi, Dubai und einem anschließenden Strandaufenthalt in Ras al Khaimah.
Sie bieten aber auch Reisen nach Sri Lanka oder auf die Malediven an?
Richtig, aber das sind nur Ergänzungsprodukte. Unser voller Fokus liegt auf den Emiraten. Wir wollen in erster Linie als der VAE-Experte in Deutschland groß werden.
Und wie geht es dann ab Juni weiter? Trauen Sie es sich zu, auch den Sommer über einen Vollcharter aufzulegen?
Das ist unser Wunsch, ja. Aber noch prüfen wir, ob das realistisch durchzuführen ist.
Sie sitzen mit ihrem rund 20-köpfigen Team in München. Sind Sie noch auf der Suche nach Mitarbeitern?
Auf jeden Fall. Wir wollen bis Ende 2024 auf gut 50 Mitarbeiter wachsen.
Welche Ziele gilt es zu erreichen?
In den nächsten Jahren möchten wir die Zahl der deutschen Urlauber, die nach Abu Dhabi fliegen, verdoppeln. Also jährlich rund 50.000 Gäste, die eine Reise mit Etihad Holidays in die Emirate buchen. Wir möchten definitiv als VAE-Experte in Deutschland groß und bekannt werden.
Welche Rolle spielt bei der Erreichung dieser Ziele der Reisebürovertrieb?
Der ist enorm wichtig. Nachdem wir seit Anfang September in Bistro live sind, sieht man auch gleich, welche Bedeutung dieser Kanal hat. Und, wir möchten und werden ein sehr guter und fairer Partner für die Reisebüros sein. Wir bieten zehn Prozent Provision ohne Mindestumsatz ab der ersten Buchung und bereiten natürlich jetzt auch Rahmenvereinbarungen mit den großen Kooperations-Partnern vor. Zudem bieten wir für den Counter ein leicht zu vermarktendes Produkt mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis an. Je nach Reisemonat sind wir nicht wesentlich teurer als eine normale Mittelmeer-Destination.
Trotzdem liegt Abu Dhabi nicht automatisch auf der touristischen Roadmap.
Natürlich, wir müssen immer noch vieles erklären. Jeder kennt Dubai, aber die vielen Vorteile und touristischen Besonderheiten von Abu Dhabi gilt es jetzt intensiv und verständlich zu kommunizieren. Aber das verstehen wir durchaus als unseren Auftrag.
Zur Person: Lamia Azimi war zuletzt Geschäftsführerin des FTI-Direktreiseveranstalters Bigxtra, ehe sie im Sommer 2022 gemeinsam mit Roula Jouny Capital Holidays gründete.
Das Gespräch führte Pascal Brückmann