Die "Nummer eins der deutschen Ferienhotellerie" als Ziel
Als neuer Chef der gesamten Hotelsparte der Dertour Group treibt Karl Pojer spätestens mit der Übernahme von Travel Charme das Wachstum seiner Division mit großem Tempo voran. Im Gespräch mit Hotel vor9 erklärt der Touristikmanager, wie er mit starken Marken die Nummer eins der Ferienhotellerie in Deutschland werden will.
Herr Pojer, nachdem Sie bereits zahlreiche Top-Positionen im Bereich der Reiseveranstalter, der Hotellerie, der Club-Hotellerie und auch in der Kreuzfahrt bekleidet haben, starten Sie als neuer Chef der Hotelsparte der Dertour Group noch einmal durch. Was ist Ihre persönliche Motivation für diese Aufgabe?
Pojer: Zur persönlichen Motivation gehört sicher, dass ich einfach keine Ruhe geben kann. Wie sie beschrieben haben, konnte ich in der Vergangenheit diese vielfältigen und wertvollen Erfahrungen machen und dadurch tiefgreifendes Know-how aufbauen. Die Möglichkeit, meine Fähigkeiten und das aufgebaute Portfolio der DSR-Hotelgruppe jetzt bei der Dertour Group einzubringen, ist besonders reizvoll. Nun gilt es, das Markenportfolio zu pflegen und den Stellenwert der Hotelsparte innerhalb der Dertour Group zu entwickeln und unsere Hotels nachhaltig wirtschaftlich erfolgreich zu führen und zu betreiben. Außerdem bieten sich in der Konstellation mit der starken Muttergesellschaft im Rücken sicher noch viele Optionen für weiteres Wachstum.
Ein wichtiger Schritt und Voraussetzung für das Wachstum war die mehrheitliche Übernahme der DR Hospitality durch die Dertour Gruppe, kurz darauf wurde die Übernahme der Travel Charme Hotels kommuniziert. Wie kommt es zu diesem starken Engagement im Hotelgeschäft?
Wir möchten unser Portfolio, das bereits stark im erdgebundenen Bereich ist, weiter stärken und auszubauen. Die Entwicklung hin zu Urlaubszielen, die mit Bahn und Auto erreichbar sind, passt gut zu unserer Strategie als Ergänzung zum Geschäft mit den Flugpauschalreisen. Starke Hotelmarken wie Arosa, Aja, Henri und künftig auch Travel Charme werden die Dertour Group bereichern.
Zur DSR Hotel Holding gehören aber auch sehr besondere Einzelhotels wie das Louis C. Jacob in Hamburg oder das Hotel Neptun an der Ostsee. Haben solche Häuser auch künftig eine Daseinsberechtigung bei der großen Dertour Group?
Beide Hotels haben eine eigene Historie und ihre eigene DNA, die wollen wir bewahren, und wir werden die Häuser in der Außendarstellung eigenständig fortführen. Die Hotels sind für sich erfolgreich und haben eine eigene Zielgruppe, es gibt keine Notwendigkeit zur zwangsweisen Veränderung oder Integration in die bestehende Markenwelt. Was nicht heißt, dass wir im Hintergrund nicht die wirtschaftlichen Größenvorteile heben werden.
Vorbehaltlich der Zustimmung des Bundeskartellamts dürften Ende März auch die Travel Charme Hotels Teil ihrer Unternehmensgruppe werden. Wird die Marke fortgeführt?
Travel Charme ist zunächst einmal eine starke Marke. Zum gegebenen Zeitpunkt wird es dann unsere Aufgabe sein, zu prüfen und zu fokussieren, wie wir die Marken innerhalb der Hotelgruppe der Dertour Group insgesamt harmonisieren. Ich glaube an starke Marken und weiß um die Kraft von Bekanntheit und Brand.
Bei der Dertour Group sind Sie ja ebenfalls für die Warmwasser-Hotels in den Feriengebieten mit Fluganbindung verantwortlich. Ist die DSR Hotel Holding also künftig Ihr Unternehmen für alle Hotels im DACH-Raum?
Vereinfacht gesagt ja, wobei wir uns auf Deutschland, Österreich und Italien konzentrieren. Auch Südtirol ist für uns interessant. Benelux und die Schweiz stehen derzeit nicht auf der Agenda.
Das Wachstumstempo ist beachtlich. Haben Sie noch Appetit auf mehr?
Fantasie und Hunger haben wir, aber jetzt geht es erst einmal um Integration und Stabilisierung, zudem müssen wir als Unternehmen auch innerlich eine Einheit werden. Aber es ist schön zu sehen, welche Anerkennung und Beachtung unsere Hotel-Division gerade erfährt.
Aber am Ende wollen Sie doch die Nummer eins der Ferienhotellerie in Deutschland werden, oder?
Warum nicht? Für mich ist das aber nicht eine Frage der Anzahl der Betriebe, sondern für mich zählt hier primär die Wertsteigerung unseres Geschäftsbereichs und der wirtschaftlich nachhaltige Erfolg.
Als ehemaliger Chef der Robinson-Clubs dürften Sie in ihrer neuen Rolle sicher auch ein intensives Augenmerk auf die Dertour-Clubmarke Aldiana legen. Was ist hier noch geplant?
Ja, das ist schon ein bisschen ein Gefühl von "Coming Home". Es war eine sehr gute Entscheidung, dass Dertour Aldiana vollständig übernommen hat. Ich möchte der Marke künftig ein noch klareres Profil verleihen. Zudem werden wir auch hier mit neuen Clubs wachsen. Nicht nur in Europa, sondern auch auf der Fernstrecke.
Und was bringen Sie an Erfahrung ein aus Ihrer Zeit als Chef der Reederei Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten?
Als ich in die Kreuzfahrt eingestiegen bin, dachte ich anfangs, das ist ja auch nur ein Hotel auf dem Wasser und habe dann schnell erkannt, wie viel mehr dazugehört. Routing, Logistik, Unwägbarkeiten und so weiter. Heute weiß ich zudem, dass insbesondere der Umgang mit Menschen und mit Kollegen und die soziale Interaktion auf einem Kreuzfahrtschiff noch viel intensiver und sehr lehrreich für die eigenen Entwicklung ist. Davon kann auch die Hotellerie an Land etwas lernen und übernehmen. Am Ende möchte ich das Beste aus beiden Welten zusammenbringen.
Für die Dertour Group jetzt noch eine Kreuzfahrtunternehmen gründen, wäre es das nicht?
Sowohl für die Hotellerie als auch für die Kreuzfahrt ist nach wie vor Platz für weiteres Wachstum. Aber jetzt konzentriere ich mich erst einmal voll auf das Thema Hotel.
Zur Person: Karl Pojer blickt auf eine lange Karriere mit Top-Führungspositionen in der internationalen Hotellerie und Kreuzfahrt zurück. Seine langjährige Tätigkeit bei der TUI AG beinhaltete unter anderem die Funktion als CEO der Robinson-Clubs und Bereichsvorstand der TUI Hotels & Resorts. 2013 übernahm Pojer die Geschäftsführung von Hapag-LLoyd Cruises. 2022 wurde Pojer zum CEO Touristik der DSR Hotel Holding ernannt und arbeitet in dieser Rolle seither bereits eng mit der DER Touristik Hotel Division zusammen. Seit Jahresanfang hat er nun die Verantwortung für die gesamte Hotelsparte der Dertour Group inne.
Die Fragen stellte Pascal Brückmann