DER Touristik steigt bei Aldiana ein
Die Touristiksparte der Rewe Group übernimmt 50 Prozent der Aldiana Holding, die zuletzt der Schweizer Investmentgesellschaft LMEY allein gehörte. Die Kartellbehörden müssen dem Kauf noch zustimmen.
Nach der Insolvenz des Minderheitsgesellschafters Thomas Cook hatte die LMEY Investments AG den Clubanbieter, der aktuell zehn Anlagen in Griechenland, Italien, Österreich, Spanien, Tunesien und auf Zypern betreibt, in Eigenregie weitergeführt. Aber es war klar, dass das Unternehmen einen touristischen Partner brauchen würde. Zwar hatten sich mit Veranstaltern wie DER Touristik und Schauinsland nach der Cook-Pleite schnell Vermarktungspartner gefunden, doch Kernthemen, wie zum Beispiel der Flugeinkauf für das überschaubare Aldiana-Portfolio, blieben ungelöst.
Am Donnerstag unterzeichnete DER Touristik nun einen Vertrag zum Erwerb von 50 Prozent der Aldiana Holding GmbH (Oberursel) von der Schweizer LMEY Investments AG. Aldiana passe „ideal in unser Portfolio an Reiseangeboten, denn wir wollen auch im hochwertigen Cluburlaub-Segment wachsen“, sagte Sören Hartmann, CEO der DER Touristik Group. Zuletzt hatte der Konzern die Franchisemarke Sentido, die Thomas Cook ins Leben gerufen hatte, übernommen. Der Vollzug des Aldiana-Kaufs steht unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe und der Erfüllung der vertraglichen Abschlussbedingungen.
Aldiana jahrelang auf Berg- und Talfahrt
Der renommierte Clubanbieter hat in den vergangenen Jahren einige Eigentümerwechsel und wirtschaftliche Turbulenzen erlebt. Bis 2005 gehörte das 1973 gegründete Unternehmen zu Thomas Cook und den Vorläufern des Konzerns. Dann stieg der spanische Mischkonzern Santana Cazorla ein. 2013 übernahm der frühere LTU-Chef Jürgen Marbach Aldiana vollständig. 2014 verkaufte er alle Anteile an die ägyptische CTI Cleo Touristik International. Anfang 2016 übernahm LMEY 100 Prozent der Holding. Später stieg Thomas Cook wieder mit ein.
Während die Marke Aldiana in der Touristik weiter einen guten Ruf genießt, stand das Unternehmen wirtschaftlich häufig auf tönernen Füßen. So heißt es im jüngsten verfügbaren Geschäftsbericht zum Geschäftsjahr 2017/18, Aldiana sei bei einem Umsatz von 88 Millionen Euro mit 2,4 Millionen Euro „bilanziell überschuldet“. Kredite von LMEY und Thomas Cook, deren Laufzeit mit Ende Mai 2021 angegeben wurde, sicherten die Geschäftstätigkeit ab. Die Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr wurden damals mit 15,2 Millionen Euro angegeben.
DER Touristik wird sich die Bücher des Clubanbieters genau angesehen haben. Als Gesamtkonzern steht die Rewe Group im Vergleich zu reinen Touristikunternehmen in der Corona-Krise vergleichsweise gut da, weil die Einzelhandelssparte im Gegensatz zum Reisegeschäft weiter gute Umsätze bringt. Immerhin konnte DER-Touristik-Chef Hartmann den Rewe-Vorstandsvorsitzenden Lionel Souque offenbar davon überzeugen, dass sich ein weiteres touristische Investment lohnen könnte. Mit etwas Glück ist die Achterbahnfahrt von Aldiana vorerst vorbei.
Christian Schmicke
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