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6. November 2023 | 15:27 Uhr
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Debatte über Sicherheit an deutschen Airports

Nach der Geiselnahme am Hamburger Flughafen hagelt es von mehreren Seiten Kritik am Sicherheitskonzept. Der Flughafen erklärte zunächst, dass es keine Versäumnisse bei der Sicherung gegeben habe. Später sagte er zu, sein Sicherheitskonzept zu überprüfen.

Hamburg Airport

Der Hamburger Flughafen war am Wochenende Schauplatz einer Geiselnahme

Mit seinem Auto hatte ein bewaffneter 35-jähriger Mann am Samstag eine PKW-Schranke am Hamburger Flughafen durchbrochen. Dann war er auf das Vorfeld gerast und dort unter einem Flieger von Turkish Airlines zum Stehen gekommen. In seiner Gewalt hatte er seine Tochter, die er von der Mutter entführt hatte und mit der er die Ausreise in die Türkei erzwingen wollte. Nach 18 Stunden endete die Geiselnahme unblutig und mit einer Festnahme.

Schnell formierte sich daraufhin Kritik; unter anderem von den Gewerkschaften der Polizei. Andreas Roßkopf, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) erklärte gegenüber dem NDR, der Vorfall zeige wie anfällig und schwach die kritische Infrastruktur des Flughafens sei. Der Gesetzgeber sei nun gefordert, das Gesetz zum Schutz kritischer Infrastruktur anzupassen und neu auf den Weg zu bringen. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Heiko Teggatz, sagte, es sei "nur schwer vermittelbar, dass etwa Weihnachtsmärkte mit Betonbarrikaden gesichert werden, und unsere Flughäfen werden als Hochsicherheitsbereiche von Betreibern stiefmütterlich behandelt". Die Politik unternehme zu wenig, um Betreiber zu mehr Schutz zu veranlassen. Flughafenbetreiber müssten mit Sanktionen belegt werden, wenn die Sicherheitsvorschriften nicht nach dem neuen Gesetz zum besseren Schutz kritischer Infrastruktur eingehalten würden.

"Unfassbar naiv"

Gegenüber dem Spiegel sagte der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt, der Hamburger Flughafen sei nicht sicher und andere Airports in Deutschland seien es auch nicht. Flughäfen seien seit Jahrzehnten als bevorzugte Angriffsziele für Terroristen bekannt. Auf den Vorfeldern stünden Maschinen mit Zehntausenden Litern Kerosin im Bauch und Hunderten Passagieren an Bord. In diesem Kontext sei das Verhalten der Flughafenbetreiber und Behörden „unfassbar naiv“.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Sicherheit an Flughäfen Anlass zu Kontroversen bietet. Erst im Juli waren Aktivisten des Bündnisses "letzte Generation" ungehindert auf die Rollbahnen der Flughäfen Hamburg und Düsseldorf gelangt, um dort ihren Protest gegen die Klimapolitik der Bundesregierung zum Ausdruck zu bringen.

Airport-Vertreter sehen keine Versäumnisse

Der Flughafenverband ADV kann indes keine Versäumnisse bei den Sicherheitskonzepten der Airports erkennen. Diese seien zeitgemäß, sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel dem NDR. Man müsse zwischen den gesetzlichen Vorgaben und dem unterscheiden, was vielleicht wünschenswert wäre. Zudem ließen die Flughäfen ihre Sicherheitskonzepte regelmäßig von den Behörden überprüfen. 

Der Flughafen Hamburg betonte ebenfalls, dass es keine Versäumnisse bei der Sicherung des Airports gegeben habe. Die bisherige Sicherung des Geländes entspreche allen gesetzlichen Vorgaben und übertreffe diese größtenteils, zitiert der NDR eine Sprecherin. Dennoch könne bei der Größe des Flughafens nicht ausgeschlossen werden, "dass ein hochkrimineller, unbefugter Zutritt zum Sicherheitsbereich mit brachialer Gewalt erfolgen kann". Wenn es nicht möglich sei, das gewalttätige Eindringen zu verhindern, dann habe es für den Flughafen oberste Priorität, den oder die Täter schnellstmöglich zu stoppen. Wichtig sei dabei der funktionierende Mix aus technischen Maßnahmen und physischer Präsenz der Sicherheitskräfte. Die Sicherheitskräfte waren laut der Sprecherin in Minutenschnelle vor Ort und der Flugbetrieb sei eingestellt worden.

Hamburg will Konzept überdenken

Am Montag erklärte die Flughafensprecherin dann, der Airport wolle sein Sicherheitskonzept zusammen mit den Behörden noch einmal überprüfen. Die Vorfälle zeigten, dass die Sicherheitskonzepte mit allen Beteiligten laufend neu bewertet werden müssten. Das gelte für die gesamte kritische Infrastruktur. Seit der Blockade des Flughafens durch Klimaaktivisten im Juli sei eine neue Video- und Zaun-Sensorik im Test. Außerdem seien nach der Geiselnahme am Wochenende erste bauliche Maßnahmen auf den Weg gebracht worden. "Wir werden weitere bauliche Maßnahmen umsetzen, um mögliche Zugangspunkte zum Sicherheitsbereich zu verstärken."

Christian Schmicke

Die im Juli bereits geführte Debatte flammt nun neu auf. Reise vor9 hat Mitte Juli im Podcast die Frage beleuchtet, was es über die Sicherheitsarchitektur unserer Flughäfen aussagt, dass die Aktivisten der "letzten Generation" so leicht auf die Rollbahnen der Airports in Hamburg und Düsseldorf gelangen konnten. Gast im Podcast war der Flughafenexperte Michael Garvens, der unter anderem 15 Jahre Chef des Airports Köln-Bonn war. Einfach mal reinhören:

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