Das sagen Reisebüros zu den Veranstalter-Provisionen
In einer aktuellen Reise-vor9-Umfrage zeigt sich eine Mehrheit der befragten Reisebüros ganz oder überwiegend zufrieden mit der Vergütung. Wachsender Arbeitsaufwand sorgt allerdings für Kritik.
Das neue touristische Geschäftsjahr hat den ersten Monat hinter sich und die Prognosen der Veranstalter und Marktforscher für 2025 sind durchaus optimistisch. Auch das Stimmungsbild im Vertrieb ist in Bezug auf die großen Generalisten unter den Veranstaltern nicht schlecht, wie eine aktuelle Umfrage von Reise vor9, an der rund 250 Reisebüros teilnahmen, zeigt. Rundum zufrieden ist der stationäre Vertrieb allerdings nicht.
Bei TUI und Dertour Group bleibt Skepsis
Fast schon traditionell werden die Marktführer im Hinblick auf ihre Vergütung besonders argwöhnisch beäugt. So auch in diesem Fall. Mit den Konditionen von TUI zeigen sich sieben Prozent der Befragten vollständig zufrieden, weitere 40 Prozent sind überwiegend einverstanden. Bei der Dertour Group ist das Bild identisch.
Deutlich besser präsentiert sich das Urteil bei den inhabergeführten "Verfolgern". Den Vertriebskonditionen von Alltours stimmen 78 Prozent ganz oder überwiegend zu, bei Schauinsland Reisen sind es sogar 89 Prozent. Im Fall von Schauinsland ist das positive Feedback nicht zuletzt deshalb bemerkenswert, weil der Veranstalter zwar zuletzt die Umsätze des akquirierten Veranstalters Explorer in den bezifferten Gesamtumsatz integrierte, zugleich aber bei den Umsatzstaffeln höhere Hürden setzte. Hingegen hatten TUI und die Dertour Group trotz höherer Umsatzerwartungen die Umsatzschraube nicht angezogen.
Mittelständler mit gutem Feedback
Bemerkenswert ist auch die Performance von Bentour. Ganze 54 Prozent der Umfrageteilnehmer sind voll und ganz und weitere 34 Prozent immerhin überwiegend mit der Vergütung einverstanden. Gleich dahinter folgt Vtours mit 30 Prozent kompletter und 51 überwiegender Zustimmung.
Komplettiert wird das Bild durch Ferien Touristik/Coral Travel mit 79 Prozent vollständiger oder überwiegender Zustimmung, den Marken der Anex Group mit 78 Prozent an positiven Bewertungen, Trendtours mit 67 und LMX/Suntrips mit 61 Prozent.
Unbezahlte Mehrarbeit bleibt Stachel im Fleisch
Aus zahlreichen Kommentaren der Umfrageteilnehmer wird indes deutlich, dass jenseits der individuellen Qualität der Provisionstabellen vor allem das Thema unbezahlter Mehrarbeit den Vertrieb umtreibt. Beispielhaft zeigt das der folgende Kommentar: "Unabhängig von den Provisionsstaffeln werden zu viele Extraleistungen auf die Reisebüros abgewälzt, wie zum Beispiel der Druck von Unterlagen. Zudem wird die Beratung immer zeitintensiver, zum Beispiel aufgrund der heterogenen Regeln zu Extrakosten für Sitzplätze und Handgepäck oder durch Flugplanänderungen."
Andere Kommentatoren weisen darauf hin, dass auch ihre eigenen Kosten gestiegen sind. Gutes Personal sei teurer geworden – eine durchschnittliche Vergütung von zehn Prozent reiche trotz aller Umsatzzuwächse nicht aus, um das zu kompensieren. Last but not least steht die Provisionskritik auch im Zusammenhang mit der Einschätzung der Erreichbarkeit und Antwortqualität der Veranstalter, die Reise vor9 in derselben Umfrage ermittelt hat. Bei schnellem Feedback und zufriedenstellenden Antworten kommt der Vertrieb mit den berühmten zehn Prozent, die gemeinhin als "auskömmlich" bezeichnet werden, eben besser aus als unter dem Vorzeichen langwieriger Geduldsproben in der Warteschleife.
Christian Schmicke