Condor verlagert Langstreckenkapazitäten
Nachdem es auch bis Weihnachten zu keiner Einigung zwischen Lufthansa und Condor zu den Modalitäten der Zubringerflüge für Condor-Langstrecken gelangt war, streicht der Ferienflieger Verbindungen zu sechs nordamerikanischen Zielen.
Konkret streicht der Ferienflieger die Verbindungen nach Halifax und Edmonton in Kanada, Baltimore, Minneapolis, San Antonio und Phoenix, teilt Condor auf Anfrage mit. Dabei handele es sich um Verbindungen mit vergleichsweise geringeren Verkehrsströmen, für deren erfolgreichen Betrieb Verfügbarkeiten auf Zubringerflügen flächendeckend innerhalb Europas notwendig seien. Die sind derzeit nicht gewährleistet.
Condor habe von Lufthansa kurz vor Weihnachten einen Vorschlag erhalten, zu dem man inhaltliche Rückfragen gehabt habe, teilt der Carrier mit. Doch sei es Lufthansa "offenbar nicht möglich" gewesen, diese Fragen vor der selbst gesetzten Deadline am 24. Dezember zu beantworten.
Langwieriger Streit um SPA
Hintergrund ist der jahrelange Streit zwischen Condor und Lufthansa über das sogenannte Special Prorate Agreement (SPA). Dieses bot Condor die Möglichkeit, ihren Kunden für eigene Fernflüge ab Frankfurt Kurzstrecken-Zubringerflüge von Lufthansa zu günstigen Konditionen anzubieten. Doch mit dem verstärkten Einstieg der Lufthansa-Airlines in das Geschäft mit Urlaubern verschlechterte sich das Verhältnis zwischen der einstigen Tochter und dem Netzwerkkonzern.
Lufthansa sieht sich nicht mehr zur Fortsetzung des bisherigen, 2020 gekündigten Abkommens verpflichtet, seit der Bundesgerichtshof Anfang Dezember die Position des Konzerns zumindest vorläufig bestätigte. Diese Position steht indes im Gegensatz zu der des Bundeskartellamts, das Lufthansa den Missbrauch von Marktmacht vorwarf und ihr auferlegte, Condor weiter günstige Zubringer zu bieten.
Condor will unabhängiger werden
Auf Anfrage heißt es von Condor, man wolle "unabhängig vom laufenden oder potenziellen Verfahren" nach wie vor an die guten Gespräche mit Lufthansa anknüpfen, um eine Einigung zu erzielen, und ein partnerschaftliches Fundament für die langfristige Zusammenarbeit finden. Die Lufthansa Group sei für Condor ein "unverzichtbarer Partner, der mit über 300 Zubringerflügen am Tag aus über 100 Städten in Deutschland und Europa die überwältigende Mehrheit an Kapazitäten für die Zubringer nach Frankfurt" stelle.
Zwischenzeitlich habe Condor bereits begonnen, den Sommerflugplan 2025 anzupassen, und verlagere Kapazitäten ausgewählter Langstreckenverbindungen. Mit dieser Anpassung reagiere man kurzfristig auf die sich verändernden Rahmenbedingungen für die Zu- und Abbringung von Fluggästen auf Strecken innerhalb Europas, auch wenn noch kein finales Urteil im zugehörigen Rechtsverfahren gefällt worden sei.
Zusätzliche Flüge in Metropolen
Langfristig sei die Anpassung des Flugplans eine "konsequente Weiterentwicklung des Condor-Geschäftsmodells", die bereits vor einigen Jahren mit der Einführung stark nachgefragter Metropolverbindungen, beispielsweise nach New York oder Los Angeles, begonnen habe. Die nun freigewordenen Kapazitäten sollen im Sommer mit zusätzlichen Frequenzen nach Miami und Mauritius verlagert werden. Außerdem stünden Johannesburg und Bangkok künftig ganzjährig, also auch im Sommer, im Flugplan. Ganz neu werde zudem eine Nonstop-Verbindung mit zwei wöchentlichen Flügen von Frankfurt nach Panama-City aufgenommen.
Alle bereits bestehenden Buchungen, die einen Zubringerflug mit Lufthansa enthielten, behielten auch weiterhin ihre Gültigkeit, versichert Condor. Alternativ könnten Kunden gebührenfrei auf einen Condor-Flug umbuchen, wenn Condor die jeweilige Verbindung auch anbiete. Die Airline hatte im November tägliche Verbindungen nach Rom, Mailand, Prag, Wien, Zürich, Berlin, Hamburg und München mit Frankfurt angekündigt. Zudem will sie fünf Maschinen aus Deutschland abziehen und sie an den ausländischen Basen für die City-Flüge stationären. Dadurch sollen nicht zuletzt mehr Flüge zu den Hubs gesichert werden, die Condor dann ohne fremde Hilfe durchführen kann.
Christian Schmicke