BER-Chaos: Passagiere sollten vier Stunden vor Start da sein
Nach dem Chaos-Wochenende am Hauptstadtflughafen mit langen Wartezeiten und verpassten Flügen schieben sich die Akteure gegenseitig den schwarzen Peter zu. Lufthansa riet Kunden zeitweise, sich bereits vier Stunden vor dem Start am Airport einzufinden.
Die Empfehlung gelte für die Flüge, die noch in dieser Woche stattfinden, zitiert die Welt einen Lufthansa-Sprecher. Die Berliner Morgenpost führte zuvor eine E-Mail an einen Kunden an. Darin habe es geheißen: "Aufgrund des erhöhten Passagieraufkommens zum Ferienbeginn kann es zu längeren Wartezeiten an den Check-in-Schaltern und an den Sicherheitskontrollen am Flughafen Berlin kommen. Aus diesem Grunde möchten wir sie bitten, mindestens 240 Minuten vor Abflug am Flughafen einzutreffen." Bislang lag die empfohlene Zeit bei zwei Stunden. Zwischenzeitlich habe Lufthansa diese Empfehlung wieder zurückgenommen.
Am Wochenende hatten zahlreiche Fluggäste außergewöhnlich lange auf das Einchecken warten müssen oder sogar ihren Flug verpasst. Für ankommende Flieger fehlten nach übereinstimmenden Berichten immer wieder die mobilen Ausstiegstreppen. Zum Start Herbstferien in Berlin und Brandenburg waren allein am vergangenen Freitag nach Angaben des Flughafens rund 67.000 Passagiere über den BER gereist. Am Samstag waren es 55.000 und am Sonntag 66.000. Das sind deutlich weniger, als es vor der Coronakrise gewesen wären. Für den Flughafen waren es aber offensichtlich zu viele.
Keiner will es gewesen sein
Nun schieben sich die Beteiligten gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Lufthansa nannte fehlende Abfertigungskapazitäten. Die Fluggesellschaft habe beim Check-in die maximal mögliche Zahl von zwölf Schaltern geöffnet und zusätzliches Personal im Wartebereich eingesetzt, sagte laut Welt eine Sprecherin. Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg schiebt die Probleme hingegen vor allem auf Personalengpässe an den Schaltern, die am Airport von den Fluggesellschaften besetzt werden. Aufgrund von Krankmeldungen habe das anwesende Personal dort "unter den Planungen" gelegen. Auch bei den Bodenverkehrsdienstleistern habe es durch Krankmeldungen an Personal gefehlt.
Mangelwirtschaft mit System
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi macht nach Informationen des Spiegel prekäre Arbeitsbedingungen bei den Abfertigern an den Flughäfen für die schlechte Personalausstattung verantwortlich. Laut Verdi-Luftfahrtexpertin Mira Neumaier hätten während der Krise 16 Prozent der Luftverkehrsbeschäftigten die Branche dauerhaft verlassen, heißt es. Bei den Bodenverkehrsdiensten mit ihren harten und gering bezahlten Jobs sei es sogar fast die Hälfte gewesen.
Die Gewerkschaft fordert, den aus ihrer Sicht künstlich geschaffenen Wettbewerb der Abfertiger, der zu einem "Rattenrennen" um die niedrigsten Kosten und Löhne geführt habe, zu beenden. Stattdessen müsse eine nachhaltige Infrastrukturplanung erfolgen.
Am BER ist derzeit aus Kostengründen nur eines von drei Passagierterminals geöffnet; das Hauptterminal T1. Man gehe davon aus, dass die Kapazitäten dort ausreichten, solange die Personaldecke nicht zu dünn werde, heißt es vom Flughafen. Eine kurzfristige Öffnung des im vergangenen Jahr fertiggestellten Terminals T2 sei nicht geplant.