Tripadvisor wehrt sich gegen „Plusminus“-Darstellung
Das Portal kritisiert, ein Beitrag im ARD-Magazin "Plusminus" über den Reise vor9 berichtete, stelle seine Position verkürzt dar. In dem Beitrag hatte ein Reporter gekaufte Bewertungen auf Holidaycheck, Tripadvisor und Google geschmuggelt. Der Ansatz von Plusminus, "ein paar gefälschte Bewertungen" zu erstellen", spiegele nicht die Praxis, mit der man sich täglich konfrontiert sehe, heißt es von Tripadvisor. Zudem sei man bei der Bekämpfung des Phänomens durchaus erfolgreich.
Der Bericht, in dem ein Reporter zusammen mit einem Hotelier gekaufte Bewertungen in die Portale von Google, Tripadvisor und Holidaycheck geschmuggelt hatte, ließ die Portale alt aussehen. Alle 13 Bewertungen, die in Auftrag gegeben worden waren, fanden ihren Weg ans Ziel. In der Reportage wird Tripadvisor mit einem kurzen Statement zitiert. "Es ist ein wenig aussagekräftiges Experiment, ein paar falsche Bewertungen zu erstellen und uns damit ertappen zu wollen", heißt es darin.
Kleine Mengen von Bewertungen interessieren Betrüger nicht
Das will die Plattform so nicht auf sich sitzen lassen. Was die Fakten angeht, hat man der Darstellung wenig entgegenzusetzen, doch die Relevanz des Experiments zweifelt Tripadvisor an. In einer Stellungnahme an „Plusminus“, die Reise vor9 vorliegt, heißt es: "Es ist ein wenig aussagekräftiges Experiment, ein paar falsche Bewertungen zu erstellen und uns damit ertappen zu wollen, weil sich das von den Betrugsversuchen, die wir täglich sehen und gegen die wir vorgehen, unterscheidet." Betrüger seien "nicht daran interessiert, eine kleine Anzahl gefälschter Bewertungen zu veröffentlichen - sie wissen, dass dies keine Auswirkungen hat - und hinterlassen daher Muster und Strukturen, die wir aufspüren können".
Zudem verfolge Tripadvisor die Verkäufer von Fake-Bewertungen und gehe dagegen vor. "Unser Untersuchungs-Team hat einige deutsche Unternehmen, die gefälschte Bewertungen zum Kauf anbieten, im Visier. Unsere Ermittlungen bei einem dieser Unternehmen führten dazu, dass sämtliche Tripadvisor-Erwähnungen von deren Webseite entfernt wurden." Wenn ein Unternehmen für bezahlte Bewertungen merke, dass man es auf dem Schirm habe, stelle es seine Versuche, das System zu manipulieren, ein. Stattdessen gehe es dann zu anderen Review-Sites mit weniger ausgefeiltem Betrugsschutz. Alles in allem bleibe das Problem dennoch "akut", deshalb ziehe Tripadvisor "bei hartnäckigen Tätern Vollstreckungsmaßnahmen in Betracht".
Zusammearbeit mit Behörden
Zur Frage nach Verbesserungsmaßnahmen, um künftig Bewertungsbetrug zu vermeiden, erklärt der Plattformbetreiber: "Wir haben bereits Gespräche mit Regulierungs- und Kontrollbehörden in einigen Ländern begonnen, wie der Competition and Markets Authority (CMA) im Vereinigten Königreich sowie der Federal Trade Commission (FTC), und begrüßen die Gelegenheit, mit Betrieben aus dem Gastgewerbe, Verbraucherschutzorganisationen, Regulierungs- und Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten."
Außerdem verweist Tripadvisor auf den Fall des italienischen Unternehmens Promosalento, dessen Inhaber zu neun Monaten Haft und einer Geldstrafe von rund 8.000 Euro verurteilt wurde, weil er Pakete mit gefälschten Bewertungen an Betriebe aus dem Gastgewerbe in Italien verkauft hatte. Das Portal hatte in diesem Fall die Strafverfolgung als Zivilkläger durch die Bereitstellung von Beweisen aus den betriebsinternen Untersuchungen und durch seinen Rechtsberater unterstützt.