Wohin in Europa die Chinesen demnächst reisen

Touristen aus China könnten in diesem Jahr rund ein Drittel der Reisen vor Beginn der Corona-Krise ausmachen, schätzt das Institut Cotri. Noch sei der behördliche Aufwand allerdings hinderlich. Die meisten Hotelbuchungen für Europa und Nahost entfallen derzeit auf Frankreich und die Emirate, Deutschland liegt auf Platz vier.

Chinesische Touristen — iStock/Victority

Noch sind die Chinesen bei Auslandsreisen zögerlich

"Wir rechnen 2023 mit bis zu 110 Millionen chinesischen Grenzübertritten, das wären zwei Drittel von 2019", sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters Wolfgang Georg Arlt, Chef des China Outbound Tourism Research Institute (Cotri), auf der ITB in Berlin.

Olivier Ponti vom Marktforschungsinstitut Forward Keys ist laut der Agenturmeldung skeptischer: Bis zur vollständigen Erholung sei es noch "ein weiter Weg", erklärte er. Denn es gebe noch einige Hürden. So bremse Personalmangel bei den Airlines und der Genehmigungsaufwand für Flugrouten den Aufbau des Flugangebots. Chinesische Bürger warteten derzeit noch lange auf Reisepässe. Deutschland und einige andere europäische Länder ließen sich zudem Zeit bei der Ausstellung von Visa. Die Flüge seien außerdem noch teuer, wird Ray Chen, Manager des chinesischen Online-Reiseportals Trip.com, zitiert.

Mehr Chinesen ab Ostern

Cotri-Experte Arlt vermutet, dass ab Ostern mehr chinesische Touristen nach Deutschland kommen. Bis dahin sollten die logistischen Hürden für eine Anreise „erheblich niedriger“ sein, sagte er Reuters. Zugleich müsse die Tourismusbranche sich auf veränderte Wünsche einstellen, denn während der Pandemie hätten sich die Trends geändert. Das Interesse an kleineren Orten, an Natur oder an glamourösen Campingangeboten ("Glamping") sei groß. Zudem sei es seit der Pandemie auch für Wohlhabende sozial akzeptiert, Urlaub im eigenen Land zu machen. "Europa muss jetzt mit dem heimischen Markt konkurrieren, das ist neu."

Frankreich erhält die meisten Buchungen

Laut einer Erhebung des Marketing-Dienstleisters Sojern, aus der das spanische Fachportal Hosteltur zitiert, suchen die Chinesen für Reisen nach Europa und Nahost derzeit online am häufigsten nach Unterkünften in Großbritannien (22%), Frankreich (14%), Spanien (12%), Deutschland (12%) und Italien (11%). Bei den tatsächlichen Buchungen liegen dagegen Frankreich (18%), die Vereinigten Arabischen Emirate (16%), Spanien (10%), Deutschland (9%) und Italien (8%) vorn.