Wie Inflations-Probleme den Türkei-Tourismus drosseln
Die hohe Inflation im Land treibt die Preise in Höhen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Türkei bedrohen. Bentour-Chef Deniz Ugur regt nun abgespeckte All-Inclusive-Pakete an, die zu günstigeren Grundpreisen führen könnten.
Der Tagespreis der Hotelzimmer in Antalya sei im Vergleich zum Vorjahr um 37,4 Prozent auf durchschnittlich 110 Euro angestiegen, zitiert das Handelsblatt den Datendienstleister STR Global. In der Wirtschaftsmetropole Istanbul würden mittlerweile 138 Euro aufgerufen. Der europäische Durchschnitt liege mit rund 140 Euro nur noch knapp darüber. Das hat Folgen. Die hochgesteckten Ziele, nach denen die Branche in diesem Jahr 56 Milliarden Dollar einnehmen sollte, sind nicht mehr erreichbar. In den ersten sechs Monaten des Jahres kamen laut Tourismusministerium nur 21,7 Milliarden US-Dollar zusammen.
Russen und Inlandsurlauber fehlen
Die Herausforderungen kommen gleich von mehreren Seiten. Zum einen ist der traditionell wichtige russische Mark rückläufig. Nach 5,2 Millionen Russen im Jahr 2022 werden in diesem Jahr nur noch vier Millionen erwartet, weil für sie durch den Verfall des Rubels die Preise stark gestiegen sind. Auch der türkische Inlandstourismus schwächelt. Denn während der Lira-Verfall Touristen aus dem Euro-Raum entgegenkommt und den Preisanstieg dämpft, schlägt die Inflationsrate von über 50 Prozent bei Türken, die früher die Badeziele frequentierten, voll durch.
Abgespeckte AI-Konzepte?
Das führt zu schwächerer Auslastung und im deutschen Markt zu vergleichsweise günstigen Preisen im Kurzfrist-Bereich. Doch im Vergleich zu Konkurrenten wie Ägypten verliert die Türkei an Boden. Der Optimismus im Hinblick auf die Zahlungsbereitschaft der Kunden könnte überhöht sein, fürchten manche Touristiker.
Bentour-Chef Deniz Ugur schlug deshalb gegenüber dem Fachblatt FVW vor, die vor allem an der türkischen Riviera vorherrschenden All-Inclusive-Pakete durch günstigere "Basispakete" zu ergänzen. Bei diesen könnte zum Beispiel auf Alkohol verzichtet werden oder sie könnten nur Bier und Wein beinhalten. Schließlich sind gerade Alkoholika im Land aufgrund hoher Steuern teuer, besonders hoch sind die Preise für ausländische Spirituosen. Ob diese aus der Kreuzfahrtindustrie geläufige Praxis zu stärkerer Nachfrage oder lediglich zu mehr Frust beim AI-verwöhnten Publikum führen würde, bleibt freilich abzuwarten.