Was ist der größte Denkfehler über The Great American West?
Naturliebhaber und Outdoor-Fans können sich hier austoben. Die fünf US-Bundesstaaten Idaho, Montana, Wyoming, North Dakota und South Dakota haben reichlich Platz dafür. Was Reisebüros über das Cowboy-Land wissen sollten, haben wir Carola Kolmann gefragt, die die Region kennt und in Deutschland vertritt.
Was ist der größte Denkfehler von Reisebüros, wenn es um die Great-American-West-Staaten der USA geht?
Sehr viele Expedienten unterschätzen die Größe der Region. Kleines Beispiel: von der Nordgrenze Montanas bis zur Südgrenze Wyomings sind es rund 1.300 Kilometer, also ungefähr die Strecke von Hamburg nach Venedig. Auch von West nach Ost, von Idaho bis North Dakota, erstreckt sich The Great American West ungefähr über 2.000 Kilometer. Das heißt, die Region ist wirklich groß. Leute unterschätzen das und wollen gleich alle fünf Bundesstaaten auf einmal erleben. Dazu braucht man aber mindestens vier Wochen. Besser ist es, sich auf zwei oder drei Staaten zu beschränken.
Was sollten Reisebüros bei der Beratung für die Region noch beachten?
Den Kunden sollte klar sein, dass The Great American West ein echter Roadtrip ist. Es gibt in der Region nur wenige Orte, wo man für mehrere Übernachtungen bleibt und dann Tagesausflüge unternimmt. Man ist tatsächlich immer unterwegs und lässt Kilometer hinter sich. Deshalb sollten die Tagesetappen größtenteils nicht länger als 250 Kilometer sein, damit Kunden Zeit haben, die Region kennenzulernen und nicht nur im Auto sitzen.
Was sind die drei wichtigsten Argumente, die fünf Bundesstaaten zu besuchen?
Vor allem ganz viel unberührte Natur und viele Tiere, die auch schon mal die Straße kreuzen wie Bisons oder Hirsche. Der entspannte Charme amerikanischer Kleinstädte, wie man sie aus dem Bilderbuch kennt. Und natürlich die Cowboy-Kultur und die Geschichte der Ureinwohner.
Welche Highlights muss man unbedingt gesehen haben?
Natürlich die Nationalparks mit Yellowstone, Grand Teton, Glacier, Theodore Roosevelt und den Badlands. Und natürlich auch die Präsidentengesichter von Mount Rushmore. Aber bitte beachten, dass Naturschönheit nicht an Nationalparkgrenzen aufhört und unbedingt auch an die vielen Scenic Byways und State Parks der Region denken! Idaho hat ja auch keinen Nationalpark, aber auch hier kann man beim National Monument Craters of the Moon, einer bizarren Landschaft erkalteter Lavaströme oder dem Hells Canyon, Amerikas tiefster Schlucht, grandiose Eindrücke bekommen.
Sie kennen die Region sehr gut. Ihr Geheimtipp?
Mein persönlicher Tipp ist das historisches Städtchen Wallace in den Bergen von Idaho. Dort beginnt einer der originellsten und schönsten Radwege, die ich kenne. Auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke geht es 25 Kilometer leicht bergab über sieben hölzerne Viadukte und durch zehn Tunnel.
Welche Kunden sollten Reisebüros in die Region schicken?
Auf jeden Fall Naturliebhaber und Outdoor-Fans. Roadtripper und USA-Freude, die das ursprüngliche Amerika kennenlernen wollen und gerne mal in Cowboy-Stiefeln eine echte Ranch erleben möchten. Die Region ist aber auch für Familien mit Kindern ideal. Tiere gucken, Sterne zählen, Geschichten am Lagerfeuer zuhören oder die Welt auf dem Pferderücken entdecken – was gibt es spannenderes für Kinder?
Und welche vielleicht eher nicht?
Vielleicht für Leute, die Metropolen lieben, Großstadt-Feeling, große Shopping-Malls und Entertainment suchen. In der Region gibt es keine Themenparks oder künstliche Welten. Wer überall online sein will, muss in Teilen auch Abstriche machen. Manche Gegenden sind prima geeignet für digital Detox.
Wie viel Zeit sollte man für eine Rundreise einplanen?
Wer alle fünf Bundesstaaten sehen will, sollte sich – wie schon erwähnt – mindestens vier Wochen Zeit nehmen. In 14 Tagen kann man zwei Staaten kombinieren. Ein Klassiker ist von Denver aus über South Dakota nach Wyoming in den Yellowstone Park. Für andere Kombinationen würde ich aber drei Wochen empfehlen, weil die Entfernungen in Montana oder North Dakota größer sind.
Wohnmobil oder Mietwagen?
Beides geht prima. Wir haben tolle Campingplätze, auch in den Nationalparks und State Parks. Mit einem Mietwagen kommt man vielleicht hier und da ein bisschen besser über Passstraßen drüber. Wir sollten aber hier die Motorradfahrer nicht vergessen. The Great American West hat großartige Panoramastraßen. Und das Städtchen Sturgis in South Dakota ist weltweit bekannt für seine Biker-Rallye.
Wo kann man Wohnmobile anmieten?
Als Ausgangspunkt eignen sich die große Gateways Denver, Minneapolis, Salt Lake City oder Seattle. In den kleineren Städten der Region ist das Angebot überschaubar.
Unterkünfte vorbuchen oder einfach losfahren?
Noch vor ein paar Jahren war es nicht nötig, aber inzwischen raten wir immer zum Vorbuchen. The Great American West wird generell immer beliebter, auch bei den Amerikanern selbst, und die Bettenanzahl in und um die Nationalparks ist begrenzt.
Wann ist die beste Reisezeit?
Die Saison ist recht kurz, weil die Rockies auch in den Sommermonaten manchmal winterlich anmuten können. Die Hauptreisezeit ist zwischen den US-Feiertagen Memorial Day am letzten Montag im Mai und Labour Day am ersten Montag im September. Die Zeit um den 4. Juli würde ich aber auf alle Fälle meiden, weil dann viele Amerikaner Ferien haben. Ich empfehle auch die Nebensaison ab Ende April bis Ende Mai oder Mitte September bis Ende Oktober. Dann ist es in der Region ruhiger und wer sich auf alle Wetterlagen einstellt, hat auch kein Problem.
Wo bekommen Reisebüros Hilfe bei Fragen?
Bei uns. Meine Kollegin Susanne Schmitt und ich vertreten bei Lieb Management in München The Great American West auf dem deutschen Markt. Wer Fragen hat, kann sich per Mail an info@greatamericanwest.de gerne an uns wenden und auch mal durchklingeln 089/689063841. Viele Infos gibt es auch auf unserer deutschsprachigen Website. Die USA-Spezialisten unter den Reiseveranstaltern kennen die Region natürlich auch sehr gut, geben Tipps und beantworten Fragen.
Carola Kolmann kennt The Great American West wie kaum eine andere. Mit 16 verschlug es sie im Rahmen eines USA-Austauschjahrs in einen kleinen Ort an der Grenze zwischen North und South Dakota. Dort hat Kolmann ein Jahr bei einer Gastfamilie gelebt, viele Ausflüge gemacht und sich in die Region verliebt. Später, nach ihrem Tourismusstudium an der FH München, fand sie auf der ITB ihren ersten Job. Und wie es der Zufall will, sollte sie Marketing und PR für The Great American West in Deutschland übernehmen, was sie jetzt – mit einem kurzen Abstecher in die Hotellerie – seit 15 Jahren macht. Zwischendrin war sie immer wieder in der Region unterwegs.
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