Türkische Regierung subventioniert Incoming aus Russland
Teil des Plans ist laut Medienberichten, dass Turkish Airlines türkischen Veranstaltern 1,5 Millionen Flugsitze zur Verfügung stellen soll, um den sanktionsbedingten Ausfall von Boeing- und Airbus-Flugzeugen russischer Airlines bei Flügen in die Türkei zu kompensieren. Außerdem sollen Veranstalter mit Einbußen im Russland- und Ukraine-Geschäft Kredite erhalten.
Nach Angaben der Zeitung Sabah ist der Plan, mit Turkish Airlines 1,5 Milionen russische Touristen in die Türkei zu bringen Teil eines Projekts der türkischen Regierung zur Ankurbelung des Incoming-Tourismus. Damit wolle man Anbietern wie Anex Tour, Pegas Touristik und Coral Travel unter die Arme greifen, für die Russland und die Ukraine Kernmärkte sind.
Zur Verdeutlichung: 2021 reisten nach offiziellen türkischen Angaben 4,7 Millionen russische Urlauber in die Türkei, aus Deutschland kamen 3,1 Millionen und aus der Ukraine knapp 2,1 Millionen Besucher. Russische Airlines fliegen mit Maschinen von Boeing und Airbus nicht mehr in die Türkei, weil westliche Leasing-Gesellschaften Flugzeuge, die bei russischen Fluggesellschaften im Einsatz sind zurückfordern. Beide Flugzeughersteller liefern für Maschinen russischer Arlines keine Ersatzteile mehr.
Kredite an Veranstalter
In einem zweiten Teil des Deals will die türkische Regierung betroffenen Veranstaltern Kreditlinien im Umfang von 300 Millionen US-Dollar zur Verfügung stellen, um deren Verluste im Russland- und Ukraine-Geschäft auszufangen. Darüber hinaus melden türkische Medien, dass mit staatlicher Unterstützung eine neue Fluggesellschaft mit Sitz in Antalya gegründet werden soll, die ausschließlich Touristen aus Russland in die Türkei fliegt.
Nach Berichten russischer Medien haben die drei großen türkischen Veranstalter bereits in der vergangenen Woche begonnen, auf Basis der Plätze von Turkish Airways in Russland wieder Reisen in die Türkei zu verkaufen. Neben Turkish Airlines soll auch Pegasus Airlines Flüge von Moskau nach Istanbul und Antalya aufgenommen haben.
Nato-Mitglied Türkei lehnt Sanktionen ab
Die Türkei ist zwar Mitglied der Nato, sie beteiligt sich aber nicht an den westlichen Sanktionen gegen Russland in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine und damit einhergehender Kriegsverbrechen durch Russland. Auch russischen Oligarchen dient die Türkei als Zufluchtsort; zum Beispiel, um ihre Superyachten vor dem Zugriff der Behörden westlicher Staaten in Sicherheit zu bringen. Zudem sollen seit Kriegsbeginn zahlreiche russische Staatsbürger mit großen Geldsummen in die Türkei gekommen sein. Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu hatte laut der Nachrichtenagentur Reuters versichert, sie seien "selbstverständlich willkommen" und könnten ihren Geschäften nachgehen.
Für die Türkei ist ihre Haltung im Ukraine-Konflikt, die nicht zuletzt der schweren Wirtschaftskrise im eigenen Land geschuldet sein dürfte und darauf ausgelegt ist, eigene Opfer zu vermeiden, nicht ohne Risiko. Zwar hat die Nato klargestellt, dass sie sich nicht als Kriegspartei betrachtet, so lange Russland nicht ein Nato-Land angreift. Doch die USA und die EU denken bereits über "sekundäre" Sanktionsmaßnahmen nach. Sie würden diejenigen Staaten treffen, deren Politik die Sanktionen gegen Russland unterläuft.
Christian Schmicke