Sri Lanka will Tourismus trotz desolater Wirtschaftslage
Sri Lanka hat vor wenigen Tagen den vollständigen Zusammenbruch seiner Wirtschaft gemeldet. Zugleich besuchte der Tourismusminister des Landes, Harin Fernando, Berlin, um für Besucher aus Deutschland zu werben und zu versichern, die Versorgung von Touristen werden sichergestellt.
Für den Inselstaat stellt sich die aktuelle Situation als faustdickes Dilemma dar. Einerseits benötigt er dringend Devisen aus dem Tourismus; andererseits fehlt es im Land gerade an allem. Am Mittwoch hatte Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe vor dem Parlament erklärt, die Probleme des Landes gingen über eine Knappheit von Treibstoff, Gas, Strom und Lebensmitteln weit hinaus. "Unsere Wirtschaft ist völlig zusammengebrochen", wird er zitiert.
Wickremesinghe, der auch Finanzminister des Landes ist, erklärte nach Angaben des BR, aufgrund der hohen Schulden der sri-lankischen Erdölgesellschaft könne kein Kraftstoff mehr importiert werden, auch nicht gegen eine Barzahlung. Derzeit sei die Ceylon Petroleum Corporation mit 700 Millionen Dollar verschuldet. Deshalb sei kein Land und keine Organisation der Welt bereit, Sri Lanka Treibstoff zu liefern.
Fehlende Einnahmen aus dem Tourismus
Unter anderem fehlen dem Land die Einnahmen aus dem Tourismus. Während die Einnahmen im Jahr 2018 noch bei rund 4,75 Milliarden Euro gelegen hätten, seien sie im Jahr 2020 auf etwa 942 Millionen Euro gesunken, so Tourismusminister Fernando. Der Minister traf sich vergangene Woche mit der Vorsitzenden des Tourismusausschusses des Bundestages, Jana Schimke, sowie dem Geschäftsführer des DRV, Dirk Inger, um seine Pläne zur Sicherung und zum Ausbau des Tourismus in Sri Lanka vorzustellen.
Der seit Mai 2022 amtierende Politiker erklärte, die Regierung seines Landes befinde sich "bereits in Gesprächen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie weiteren Geldgebern, um die Wirtschaft zu konsolidieren, Stabilität wiederherzustellen und den Menschen im Land neue Perspektiven zu eröffnen". So sei bereits damit begonnen worden, Maßnahmen umzusetzen, um die Versorgung von Touristen im Land mit lebenswichtigen Gütern wie Kraftstoff und Gas sicherzustellen. Deutsche Reisende, die im Winter Urlaub auf der Insel machen wollen, "müssen sich keine Sorgen um ihre Sicherheit machen oder bangen, dass der Urlaub von Versorgungsproblemen beeinträchtigt wird", so der Minister.
Unterdessen werden die Meldungen aus dem Land immer dramatischer. So berichten die Nachrichtenagenturen, dass sich seit Wochen vor Tankstellen immer wieder lange Schlangen bilden. Nicht selten warteten Menschen mehrere Tage lang in ihren Autos, um zu tanken. In den vergangenen Wochen seien nach offiziellen Angaben mindestens zwölf Menschen auf Sri Lanka beim Warten an Tankstellen gestorben.