Sind Orca-Shows noch zeitgemäß?
Die Haltung von Orcas in Zoos sorgt für hitzige Debatten. Sängerin und Aktivistin Sarah Connor fordert ein Ende der Shows, während Christoph Kiessling, Betreiber des Loro Parque auf Teneriffa, die Haltung verteidigt. In einem Streitgespräch in der Zeit diskutieren sie, ob Orcas in Gefangenschaft leben sollten und ob die Haltung in Zoos dem Artenschutz dient.

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Die Frage, ob es Orcas in Gefangenschaft gut geht, sorgt für hitzige Debatten
Nach einer Orca-Show im Loro Parque auf Teneriffa zeigte sich Connor bewegt und erklärt im Gespräch in der Zeit (Abo), sie habe mit den Tränen kämpfen müssen. Was die Orcas dort zeigten, sei kein natürliches Verhalten. Es handele sich vielmehr um "Kunststücke für Futter". Connor sieht in der Haltung der Meeressäuger eine Form der Tierquälerei und fordert ein Ende der Zurschaustellung von Orcas in Zoos.
Kiessling widerspricht. Er behaupte nicht, "dass wir hier einen Ozean haben" erklärt er. Aber im Meer gebe es Mikroplastik, Ölverschmutzung und giftige Algenblüten. Die Orcas lebten im Loro Parque "in einer kontrollierten Umgebung". Entscheidend sei, dass es den Tieren nicht schlecht gehe.
Streit um artgerechte Haltung
Connor hält dagegen, nicht schlecht sei "noch lange nicht gut". Sie verweist auf eine Studie, nach der sich Orcas in Gefangenschaft völlig anders verhielten als in freier Wildbahn. Ein ausgewachsener Orca schwimme im Meer bis zu 220 Kilometer am Tag. In den Becken verbrächten die Tiere dagegen bis zu 70 Prozent der Zeit bewegungslos.
Kießling sagt dazu, dass die Fortbewegung der Tiere in freier Wildbahn stark von der Nahrungssuche abhänge. Wenn es Futter gebe, schwämmen sie nur fünf bis neun Kilometer am Tag. Außerdem verweist er auf Studien, die das Wohlbefinden von Orcas in Zoos bestätigen. Connor zweifelt daran und fragt, wer die Studie finanziert habe. Kiessling räumt ein, dass die Studie vom Loro Parque selbst in Auftrag gegeben worden sei.
Tierschutz und Artenschutz
Die Debatte um die Orcas in Gefangenschaft steht exemplarisch für die breitere Diskussion um Artenschutz und Tierschutz. Weltweit gibt es schätzungsweise 50.000 Schwertwale, nur gut 50 davon leben in menschlicher Obhut. "Warum dieser enorme Aufwand für so wenige Tiere?", fragt die Zeit im Interview. Connor antwortet, sie könne "nicht die ganze Welt retten", aber irgendwo müsse sie anfangen. Und mit Orcas kenne sie sich aus. Ihre Leidenschaft für Wale habe schon als Kind begonnen, als sie einen Delfin allein in einem leeren Zoo-Becken gesehen habe. Heute setze sie sich mit ihrer Stiftung für den Schutz der bedrohten Iberischen Schwertwale ein.
Auch Kiessling versteht sich als Artenschützer. Sein Vater hatte 1972 den Loro Parque gegründet. Dort betreibe man eine Tierklinik, Artenschutzprojekte und setze sich für bedrohte Arten ein, argumentiert er. Die Orcas im Park seien Teil dieser Strategie.
Die Grundsatzfrage bleibt: Dient die Haltung von Orcas in Zoos dem Artenschutz oder ist sie nicht mehr zeitgemäß? Während Connor für ein Ende der Killerwal-Shows plädiert, argumentiert Kiessling, dass zoologische Einrichtungen einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Tiere leisteten. Einig sind sich beide Seiten nur in einem Punkt: Die Zukunft der Orcas hänge davon ab, wie der Mensch mit ihrem Lebensraum umgehe.