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27. Juni 2021 | 11:40 Uhr
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RKI stuft Portugal als Virusvariantengebiet ein

Herber Rückschlag für Portugal-Tourismus: Weil sich die gefährliche Delta-Mutante rasant ausbreitet, hat das Robert-Koch-Institut (RKI) das ganze Land ab Dienstag zum Virusvariantengebiet erklärt. Urlauber müssen dann nach ihrer Rückkehr in Quarantäne. Veranstalter reagieren. TUI sagt offenbar wegen EDV-Fehler auch andere Ziele ab.

Portugal Algarve Carvoeiro Strand iStock Jacek Sopotnicki.jpg

Auch Algarve-Urlauber müssen vom kommenden Dienstag an nach ihrer Rückkehr in Quarantäne

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Portugal lag am Samstag bei 84 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, so die Daten von "Corona in Zahlen", einem Portal, das den aktuellen Stand der Pandemie dokumentiert. Das Infektionsgeschehen in Portugal ist regional allerdings sehr unterschiedlich. Im Großraum Lissabon hat die Sieben-Tage-Inzidenz am Samstag die 200er-Marke durchbrochen. Auch an der Algarve steigt der Wert schnell an und lag am Samstag bei 176, informiert der Reiseveranstalter Olimar auf seiner Website. Madeira hingegen bleibt bisher verschont und hat nur eine Inzidenz von 16.

Beunruhigender als die Zahl der Neuinfektionen an sich ist der hohe Anteil der sogenannten Delta-Variante. Diese Mutation des Coronavrius, die zuerst in Indien auftrat und wahrscheinlich über Großbritannien nach Portugal eingeschleppt wurde, hat im Hotspot Lissabon bereits einen Anteil von 70 Prozent der Neuinfektionen. Weil die Delta-Variante deutlich ansteckender ist als die bisher verbreiteten, hat das RKI Portugal zum Virusvariantengebiet erklärt, und zwar das ganze Land, nicht wie manchmal in anderen Ländern nur einzelne Regionen. Entsprechend gilt wieder eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts.

Reisewarnung und Quarantäne ab Dienstag

In Portugal ist zwar schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung einmal geimpft. Die erste Dosis schützt offenbar aber noch nicht vor einer Ansteckung mit der Delta-Variante. Einen vollständigen Impfschutz haben jedoch erst 30 Prozent der Einwohner Portugals. Offenbar ein Grund, warum das Virus nach einem deutlichen Abflachen des Pandemie-Geschehens so schnell zurückkommt. Zwar gibt es die Delta-Variante auch schon in Deutschland. Das Gesundheitsministerium versucht jedoch, die Ausbreitung so lange wie möglich zu bremsen.

Für Reisende bedeutet die Einstufung als Virusvariantengebiet, dass sie von Dienstag 0 Uhr an nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 14 Tage in Quarantäne müssen und dies durch Tests auch nicht abkürzen können. Die Ankündigung führte dazu, dass am Wochenende tausende Portugal-Urlauber überstürzt aufbrachen, um nach Hause zu kommen, berichtet die "FAZ".

"Die heutige Entscheidung macht uns traurig, aber nicht tatenlos", schreiben die Olimar-Geschäftsführer Pascal und Markus Zahn an ihren Vertrieb. Zunächst werde der Portugal-Spezialist versuchen, alle Gäste bis Montagabend nach Hause zu holen, damit sie nicht in Quarantäne müssen. Dann werde man sich um die Abreisen bis 10. Juli kümmern. Für die Reisebüros sei man auch am Wochenende von 10 bis 17 Uhr telefonisch erreichbar.

TUI sagt wegen EDV-Fehler auch andere Ziele ab

Auch TUI hat offenbar Portugal-Reisen nach der RKI-Ankündigung abgesagt und Reisebüros darüber informiert. Dabei scheinen aber versehentlich auch Reisen in andere Länder abgesagt worden zu sein. Dies berichtet zumindest Ralph Schreiber vom Reisebüro Albatros in Essen. Er erhielt Notizen aus dem System über Reiseabsagen auch für Kunden, die Südtirol, Rügen, Kreta und Ibiza und nicht Portugal gebucht hätten und zeigt sich entsetzt.

"Wir wissen nicht genau, was diese Buchungen mit der aktuellen Warnung des Auswärtigen Amts zu tun haben sollen, vermuten aber, dass es sich zum wiederholten Mal um einen EDV-Fehler handelt", so Schreiber in einer Mail an TUI mit der dringenden Bitte, diese Vorgänge nicht zu stornieren. "Wir führen Gespräche mit verständlicherweise sehr verunsicherten Kunden und prüfen zwangsläufig jeden einzelnen Vorgang, um die Sinnlosigkeit dieser Mitteilung festzustellen und wertvolle Arbeitszeit zu vergeuden." Schreiber fordert dringend die Behebung des Fehlers, denn "so kann ja niemand vernünftig arbeiten".

Thomas Hartung

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