Afrikas Gesundheitsbehörde kritisiert Corona-Reiseregeln
Strenge Corona-Reisebeschränkungen, wie sie unter anderem Deutschland gegen Besucher aus Südafrika verhängt hat, stoßen in Afrika zunehmend auf Ablehnung. "Ein gültiger Negativtest sollte ausreichen", sagte John Nkengasong (Foto), Direktor der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union, Africa CDC, laut der Nachrichtenagentur "DPA".
"Es gibt absolut keinen Grund, warum eine Person mit einem Reisebann belegt werden soll, nur weil sie aus einem bestimmten Land kommt", betonte der aus Kamerun stammende Virologe laut "DPA" bei einer Videokonferenz. Wegen einer zuerst in Südafrika entdeckten ansteckenderen Coronavirus-Variante hatte die Bundesregierung den Staat am Kap und Nachbarländer im Februar als Risikogebiet mit besonders gefährlichen Virusmutationen eingestuft.
Bei der Zahl der nachgewiesenen neuen Corona-Fälle verzeichnet der Kontinent laut CDC vor allem in Süd-, West- und Zentralafrika rückläufige Zahlen, während sie im Osten und vor allem Norden steigen. Insgesamt wurden bisher auf dem Kontinent rund 4,4 Millionen Infektionen dokumentiert, so die Gesundheitsorganisation. Knapp 119.000 Menschen bisher an oder mit Covid-19 gestorben.
Die Dunkelziffer liegt nach Expertenansicht auf dem Kontinent mit seinen 1,3 Milliarden Menschen höher. In Südafrika als am stärksten betroffenen Land wurden gut 1,5 Millionen Infektionen registriert, knapp 54.000 Menschen sind in Verbindung mit dem Coronavirus gestorben.
Niedrige Infektionszahlen am Kap
In Südafrika sank unterdessen die Zahl der Neuinfektionen von knapp 22.000 pro Tag auf rund 1.200 Fälle. Die Inzidenz liegt aktuell bei 14. Die Regierung des Landes hat daher inzwischen die meisten Restriktionen aufgehoben.
Das Coronavirus verbreitete sich relativ langsam auf dem Kontinent. Die Gesamtzahl ist noch immer gering im Vergleich zu anderen Weltregionen: Afrika macht gerade mal 3,1 Prozent aller weltweit gemeldeten Infektionsfälle und vier Prozent aller Corona-Todesfälle aus. Die CDC versucht, die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren.