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2. September 2024 | 16:17 Uhr
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Ifo-Institut wertet 9-Euro-Ticket als völligen Flop

Teuer für den Staat, kaum weniger Autoverkehr, dafür deutlich mehr Zugverspätungen: So lauten die Kernergebnisse einer Studie des Ifo-Instituts zum 9-Euro-Ticket, das vom 1. Juni bis zum 31. August 2022 aufgelegt worden war.

Bahn regionalbahn Symbol Neun Euro Ticket Foto iStock Hartmut kosig

Teuer und ineffizient: So bewertet das Ifo-Institut das 9-Euro-Ticket

Viele Menschen freuten sich vor gut zwei Jahren über die Möglichkeit, für neun Euro im Monat den öffentlichen Nahverkehr nutzen zu können – während der Laufzeit der Maßnahme füllten sich die Züge vor allem im Regionalverkehr deutlich. Findige Naturen tüftelten aus, wie sie nahezu zum Nulltarif auch lange Distanzen auf diese Weise überwinden könnten und es kam zu dem einen oder anderen vorher nicht geplanten Ausflug. Wer mit dem Zug zur Arbeit pendelte, konnte ebenfalls eine Menge Geld sparen.

Gleichwohl lässt eine aktuelle Studie des Ifo-Instituts kein gutes Haar an der Maßnahme. Die Effekte des vor gut zwei Jahren eingeführten befristeten 9-Euro-Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr rechtfertigten nicht dessen hohe Kosten, so die Autoren. Das Ticket habe den Autoverkehr um vier bis fünf Prozent verringert, während die Zahl der Zugverspätungen – in erster Linie im Nahverkehr – um 30 Prozent angestiegen sei. Das 9-Euro-Ticket war Teil des Entlastungspakets, das die Bundesregierung aufgrund der wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine gestiegenen Energiekosten beschlossen hatte. Es wurde mit 2,5 Milliarden Euro subventioniert.

430.000 Zugfahrer mehr am Tag

Insgesamt seien durch das 9-Euro-Ticket zwar fast 430.000 Personen pro Tag mehr mit dem Zug gefahren als zuvor. Allerdings hätten die Zugfahrten vor allem an Wochenenden zugenommen. Das zeige, dass die Menschen das 9-Euro-Ticket vor allem für zusätzliche Freizeitaktivitäten genutzt hätten, so die Forscher. Dagegen sei zu klassischen Pendelzeiten unter der Woche der Rückgang der Autofahrten gering ausgefallen. Nach dem Auslaufen des Tickets sei die Zahl der Zugfahrten wieder auf das Ausgangsniveau abgesunken, in der Tendenz sogar leicht darunter.

Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass das seit März 2023 gültige Deutschlandticket zum Monatspreis von 49 Euro grundsätzlich einen ähnlichen Effekt haben dürfte wie das 9-Euro-Ticket. Es dürfte den Autoverkehr noch weniger reduzieren, selbst wenn es länger verfügbar sei, so das Ifo-Institut. Das Deutschlandticket komme vor allem denjenigen zugute, die schon vorher regelmäßig den öffentlichen Nahverkehr genutzt hätten.

Vor diesem Hintergrund warnen die Experten politische Entscheidungsträger vor dem Einsatz stark vergünstigter ÖPNV-Tickets für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Dies sei ein sehr teurer und zugleich wenig effizienter Ansatz.

Christian Schmicke

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