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28. August 2023 | 17:43 Uhr
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Bei vielen Piloten lauert Sekundenschlaf-Gefahr

Witzig ist das nicht: Der aktuelle Bericht des europäischen Pilotenverbands ECA warnt vor "kumulativer Ermüdung", Sekundenschlaf im Cockpit aufgrund unzureichender und der Ausdehnung der Flugdienstzeiten über das gesetzliche Maximum hinaus.

Pilot Müdigkeit

Übermüdete Piloten im Cockpit sind keine Seltenheit

Der hierzulande von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit aufgeführte Bericht zeichnet ein problematisches Bild mit strukturellen Mängeln im Risikomanagement der europäischen Luftfahrt. Mitgemacht haben rund 7.000 Pilotinnen und Piloten aus 31 Ländern in ganz Europa, die Umfrage lief Anfang Juli kurz vor Beginn der Hochsaison.

Die Müdigkeit in den Cockpits hat den Ergebnissen zufolge bereits vor der sommerlichen Hochsaison zugenommen. Drei von vier Piloten erlebten in den vier Wochen vor der Umfrage mindestens einen Sekundenschlaf während des Flugbetriebs – ein Viertel berichtet sogar von fünf oder mehr Sekundenschlaf-Situationen. Darüber hinaus berichten 73 Prozent, dass sie sich zwischen ihren Flugdiensten nicht ausreichend von Müdigkeit erholen konnten.

Zu lange Dienstzeiten

Der Bericht zeigt auch einen Trend zur Verlängerung von Flugdienstzeiten. In Ausnahmesituationen kann der Kapitän per sogenanntem Kommandantenentscheid die maximal zulässige Dienstzeit der Crew an Bord verlängern, um besonderen Umständen wie zeitraubenden Umwegen aufgrund schlechten Wetters Rechnung zu tragen. Fast jeder fünfte Pilot nutzte laut der Umfrage den Kommandantenentscheid (in der Fliegersprache: Commander's Discretion, CD) innerhalb der vier Wochen vor der Umfrage zweimal oder öfter. Darüber hinaus äußerten mehr als 60 Prozent der Befragten in unterschiedlichem Maße Bedenken hinsichtlich möglicher negativer Konsequenzen, wenn sie sich weigern würden, einen Flugdienst per Kommandantenentscheid zu verlängern.

Nur elf Prozent der Piloten gaben an, dass ihre Fluggesellschaft aufgrund von Müdigkeitsberichten betriebliche Änderungen zur Verbesserung der Sicherheit vornahm. Lediglich 13 Prozent erklärten, ihr Unternehmen kommuniziere gut mit der Besatzung über Müdigkeitsberichte und nur zwölf Prozent erklärten, dass sie dem Meldesystem ihrer Fluggesellschaft vertrauen.

Schlechte Noten für Malta, Spanien, Irland und UK

Ein Trend, der in den Umfragedaten auffalle, sei, dass Fluggesellschaften aus Malta, Spanien, Irland und dem Vereinigten Königreich durchweg schlechtere Werte beim Müdigkeitsmanagement, beim Reporting, bei den Ruhezeiten und beim Umgang mit Kommandantenentscheiden erzielten, heißt es weiter. Nationale Behörden und auch die EASA sollten deshalb die Zustände in diesen Ländern genau untersuchen.

Der Bericht, der von dem Beratungsunternehmen Baines-Simmons im Auftrag des europäischen Pilotenverbands ECA erstellt wurde, erscheint nur zwei Monate, nachdem die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) vor dem Risiko einer erhöhten Müdigkeit des Flugpersonals während des Sommers gewarnt hat. EASA forderte damals die Fluggesellschaften dazu auf, ausreichende Puffer einzuplanen und sich nicht darauf zu verlassen, dass ihre Piloten systematisch die maximale Flugdienstzeit verlängern.

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